Baubericht Airfix - Bausatz Poln. Lanzenreiter 54mm - FERTIG

Hallo zusammen!
HIER folgt nun ein etwas anderer Baubericht, als wie von mir gewohnt. Die Bemalung/der Bau einer historischen Militärfigur. Ich werde hier NICHT jeden Schritt zeigen! Einmal bemalt jeder anders, und dann gibt es hier Mitglieder, deren figürliches Können ich wohl nicht erreichen kann. Also zeige ich nur, WAS ich WO mache, bei Fragen nur los!

Wie Ihr vielleicht noch aus einem anderen Thread her wisst, habe ich DIESEN Figurenbausatz von Airfix auf dem Auktionshaus HOOD ersteigern können:  



Pferd und Reiter wurden vom Vorbastler bereits zusammengesetzt, alle Teile vorhanden. Reiter/Satteldecke/Standboden noch nicht verklebt - nur für das Bild zusammengesetzt



Ich habe diese Figur bereits schon einmal vor ein paar Jahren gebaut/bemalt - sie steht heute bei meinem Vater in der Figurenvitrine. Von "früher" her wusste ich noch, daß diese Figur mehrere Möglichkeiten bietet, also nutzen wir diese doch aus..

Geschichtlicher Abriß:
Unter Napoléon wurden in Frankreich Ulanenregimenter aufgestellt, und zwar zunächst als Kavallerie der polnischen Weichsellegion in französischen Diensten. Als der Kaiser 1806 nach der Befreiung Polens in Warschau einzog, stellten polnische Adelige eine berittene Ehrengarde, deren tadellose Haltung den Kaiser so beeindruckte, dass er die Errichtung eines polnischen Chevaulegers-Regiments für seine Kaisergarde befahl. Erst 1809 erhielt das Regiment Lanzen, nachdem es bereits in der Schlacht bei Wagram spontan erbeutete österreichische Lanzen gegen deren Vorbesitzer eingesetzt hatte. Die Bezeichnung wurde in chevauleger-lanciers geändert. 1810 trat ein 2. Garde-Regiment hinzu, das aus den Gardehusaren des aufgelösten Königreichs Holland gebildet wurde. 1812 wurde aus Polen und Litauern ein 3. Regiment aufgestellt, das jedoch noch im gleichen Jahr in Russland völlig aufgerieben wurde. Zeitweilig war auch ein Regiment des Herzogtum Berg der Garde zugeordnet. 1811 wandelte man sechs Regimenter Dragoner zu chevauleger-lanciers der Linienkavallerie um (sie zählten wie die Dragoner zur mittleren Kavallerie), die Kavallerie der Weichsellegion wurde zum 7. und 8. Linienregiment, das 9. bildete man aus norddeutschen Kavallerieeinheiten. Bei der ersten Abdankung Napoleons begleitete eine Schwadron polnischer Gardeulanen den Kaiser als einzige Kavallerieeinheit nach Elba, die polnischen und deutschen Regimenter wurden aufgelöst. 1815 wurde die Schwadron aus Elba mit dem holländischen Regiment vereinigt und kämpfte bei Waterloo.

(Copyright: Wikipedia - so kurz und prägnant hätte ich es nicht schreiben können).

MEINE Figur wird den Zeitraum um 1812 darstellen - entweder ein Offizier oder ein "normaler" Soldat.

Wie gesagt - ich zeige hier nicht jeden Pinselstrich - das würde euch vielleicht nicht interessieren - und andere zum Lachen bringen

Ich fange mit dem Pferd an - zusammengebaut war es ja schon. Noch ein paar Feilenstriche und dann: wer GRUNDIERT HAT MEHR VOM MALEN...



SO hat man die Möglichkeit noch nachzuarbeiten, wo es nötig ist. Dir Grundierung .- erste Farbe - zeigt ganz klar, wo der Körper noch nicht eben ist/wo Grate noch stehen...

Nu - alles ok, dann kann die erste Farbschicht / Fellschicht "drauf"... Schwanz+Mähne werden "gleich" mit lackiert, jetzt kann ich "Lichter und Schatten" setzen.



Das Zaumzeug das schon montiert war bleibt noch außen vor...

In DER Zeit mußte der Reiter eine "leichte" Operation über sich ergehen lassen - der rechte Arm mußte ab. Dieser Arm war von Airfix dafür gedacht, die Lanze im Angriff zu halten (so wie auf dem Karton).



Der Arm wurde mit einer feinen Säge abgesägt, schön dünn entlang der früheren Klebefläche. Durch die feine Säge musste - im Gegensatz zu einem Cutter oder ähnliches - auch nicht nachgearbeitet werden an der Trennfläche. Ein Cutter hätte unter anderem eine "Wulst" aufgeworfen - dadurch daß er mehr DRÜCKT als schneidet.

Nun - "mein" Lancier soll die Lanze nur halten. Zum Vergleich der Arme: oben der bisherige, unten der neue

Danke euch! An der Figur selber ist noch einiges umzubauen/abzuändern damit es die Uniform des damaligen Colonel (bitte französisch aussprechen) wird. Ich muß noch neue Borten an der Hose und der Jacke setzen, neue Epauletten und den Kragen zumindest abändern - der ist gem. meinen Unterlagen beim Offizier anders geschnitten. Sieht man nachher vermutlich nicht mehr - aber das alte Spiel - ICH weiß es...
Der Sattel des Pferdes ist gleich, er bekommt nur einen andere Satteldecke (die Airfix gar nicht nachbildete). Ist vielleicht die "Krux", daß ich über die napoleonischen Kriege "etwas" an Unterlagen habe.. (war mein 2. Spezialgebiet nach dem ACW - Amerikanischen Bürgerkrieg).

Mein Problem euch das zu zeigen, wird die Copyright-Rechtslage werden. Es gibt - außer ein paar Bildern die ich in Museen gemacht habe - kaum Bilder zu dem Thema die man frei verwenden kann. Vielleicht mache ich es bei Interesse auch in einem "vorher-nachher" Bild...

Eile mit Weile - bei Figuren lasse ich mir Zeit...

Heute ist das montierte Sattelzeug dran gewesen, und die ersten "Lichter und Schatten" sind gesetzt. Die Gravuren des Pferdes sind gut, aber man sollte sich IMMER vor Augen halten, welche Muskeln beim Lauf des Pferdes im Einsatz sind. Die "Lichter" sind mit einem Mix aus Grundfarbe und einem Ton hellerer Farbe entstanden, die "Schatten" halt aus einem Mix Grundfarbe und einem Ton dunkler. Ich mag das nicht SO sehr, wenn das stärker dargestellt wird - aber das ist (nicht nur) Geschmackssache. Welche "Lichter" ich meine? Ganz einfach: macht mal eine FAUST - jetzt sehr Ihr, daß die Hand oberhalb der Knöchel heller wirkt - das ist alles.

Das Ganze sieht dann SO aus:


Weiter geht es mit den Schnallen am Sattelzeug und den Augen des Pferdes..

Bin dran - im Moment kümmere ich mich um Sattel und Satteldecke (die logischerweise zur Verpackung anders aussehen wird).

Wen' s interessiert:
Meist verwendete Quellen:
Das Pferd im Militärwesen - Gleß, Karlheinz, Verlag für Militärwesen Dresden
Osprey, Men-at-arms-Serie Band 440 - Napoleon’s Polish Lancers of the Imperial Guard
Osprey, Men-at-arms-Serie Band 55 - Napoleon's Dragoons And Lancers
Osprey, Men-at-arms-Serie Band 83 - Napoleon's Guard Cavalry
Diverse Bilder von Funcken

Und weiter gings erstmal beim Pferd. Hier musste ich mich ausschließlich an meine Unterlagen halten, da die Verpackung von Airfix einen "normalen" Reiter darstellt.
Unterschiede: die Verzierungen/Litzen/Borten der Satteldecke sind in SILBER anstelle Rot, bez. Weiß bei den Verzierungen. Übrigens: Reiter im Mannschaftsrang: rote Borte, niederer Offiziersrang EINE silberne Borte, höherer Offiziersrang ZWEI silberne Borten aneinandergenäht. Ab Generalstab war die Borte golden.
Die Unterlage zum Sattel: bei den Mannschaften braun, höherer Offzier: Leopardenfell (KEIN Witz - die Garde von Napoleon bestand darauf!!!), niederer Offizier... Schafsfell, eingefärbt wie ein Leopardenfell
Steigbügel gold beim Offizier/Metall "silber" bei den Mannschaften. Die Offziere trugen keine Truppennummern auf der Satteldecke. Der Sattel glänzend schwarz poliert bei den Offizieren/matt schwarz bei den Mannschaften.

Das Ganze wirkt dann aufgelegt auf das Pferd SO (noch nicht fest, da noch etwas Sattelzeug fehlt).



Jetzt geht es am Pferd weiter - muß doch auch mal Augen und so bekommen...

Frank Kelle schrieb: das angedeutete Schaf/Leopardenfell braucht wohl noch ein paar dickere "Flecken"

Wo soll denn das sein, Frank???

Zwischen Sattel und der blauen Satteldecke... kaum zu sehen... so ein gelblicher Streifen mit Punkten

Achso, ich dachte das wäre so eine Art goldene Zierborte!!

Die Farbe an den Augen usw. am Pferd trocknet gerade, aber das Foto war.. naja grenzwertig. Schiebe ich nachher nach.
In der Zwischenzeit bin ich jetzt am Reiter selber "dran".
Erste Operation: der KRAGEN der Uniformjacke - im Mannschaftsgrad geschlossen ist bei einem Offizier mit "V-Ausschnitt" - da reichten ein/zwei kleine Schnitte und Feilstriche..
Weiterhin hat der Mannschaftgrad am Hosenbaum Nieten, an der Stelle befindet sich beim Offizier ein Saumaufschlag - also "schweren Herzens" die Nieten abgeschliffen..

Es sieht dann SO aus:





Wen' s interessert - das sind meine Pinsel, die im Moment im Einsatz sind: Größe 0 als grösster, der 00 als Standart, danach 5/0 für Feinheiten und 10/0 für die Verzierungen. Beim Figurenbemalen bestehe ich übrigens auf die Dreikantgriffe am Pinsel, die "liegen" mir einfach besser...

Lange konnte ich gestern nicht malen - auch da hätte ich meine Augen zu sehr angestrengt.
WAS ich immer mache - ich teste die "Wirkung" der Farben zueinander. Farbvorlagen sind ja immer schön und gut, und auch notwendig, aber wie die Farben ansich dann am Modell wirken etwas anderes.
Also habe ich einfach mal die Hauptfarben (Rot und blau) an der Figur angebracht - beim rechten bein muß ich ehrlich gesagt sagen wurden die Kopfschmerzen zu stark, sorry. Also ein reines "Arbeitsbild".



Wie versprochen / angedroht - am Pferd ging es inzwischen auch weiter..

Seit wann haben Pferde hochglanzlackierte Haare?
Schweif,Mähne?..........

War klar, daß DU das siehst Daniel , da muß ich nochmal drüber. Die Tamiyafarbe trocknete wgn. nicht richtig durchmischen glänzend auf..
Wird noch geändert!

Och, IHR mit Harlekin - die andere Seite war noch nicht so weit!
JETZT aber - das andere Bein ist "blau", der fehlende Arm montiert. Jetzt geht es an die roten Borten der Hose, dann an die goldenen Verzierungen. Beim Arm habe ich noch etwas gezögert, weil der ja nachher die Lanze relativ leger halten soll.



Die "Haare" des Pferdes sind "ermattet", dabei wurden gleich auch die ersten "Lichter" gesetzt



Währenddessen: das Gesicht ist in Arbeit und die Kopfbedeckung - Tschako auf Deutsch, Czapska auf polnisch..



Hier müssen noch für einen Offizier Änderungen gemacht werden bei den Fangschüren.

So nach einer längeren - unter anderem berufsbedingten - Pause ging es heute endlich weiter.
Die Uniformjacke bekam Ihre goldene Borte + Kragenabschluß (Zeichen für einen Offizier), die Abzeichen sind silbern bemalt und montiert. Die rote Seitenborte an der Hose bekam einen schwarzblauen Absatz in der Mitte (ebenfalls Vorrang des Offiziers, der "normale Reiter" hatte dort ja die Knöpfe, sowie Airfix es vorhatte.

Das Ganze sieht dann SO aus:









Das Kopfteil mit "Tschako" ist jetzt in Arbeit, dann werde ich Licht und Schatten setzen. KEINEN Schmutz jedoch! Ihr müsst bedenken, das es sich A) um einen Offizier - meist im adeligen Status - und B) (das wichtigste) um die GARDE handelt! Also ein absolutes Privileg, viele der Offiziere hatten mehrere Uniformen oder jemanden dabei, der die Uniform WUSCH! Da meine Figur auch (noch) nicht im Kampf oder schnellen Galopp sich befindet, wird der sicher nicht wie ein "Schmutzlappen" rumreiten.
Vielleicht eine Sache, die man sich IMMER bei einer historischen Figur überlegen muß: Der HINTERGRUND der Figur! Ein Soldat der "Jungen Garde" in Napoleons Armee z.B. sah sicher wie ein "Dreckspatz" aus, vor allem nach längerem Marsch - aber sein Offizier nicht. Da kommt das "Ständedenken" noch ganz klar zum Vorschein..

... der ist mit 'ner Menge Lametta behängt!

Sehr schön! - arbeitest Du bei den silbernen Schnüren und Fransen der Epauletten
mit einer Schattierung in den "vertieften" Bereichen? - das erkennt man (noch) nicht so recht auf den Bildern ...

Ich lege einen passenden, etwas dunkleren Farbton (bei Silber: Grau, bei Gold: Braun) als Grundfarbe darunter
und male dann die erhabenen Bereiche mit Silber bzw. Gold (ähnlich Trockenmalmethode) an.
Dadurch wirken Fransen und Flechtwerk schön plastisch.

Gruß - Jörg -

Da kommt NOCH MEHR "Lametta" dran!
Die Vertiefung kommt noch - im Moment "passe" ich den Kopf an - den wollte Airfix damals nicht ganz so setzen, wie ich es möchte... unter anderem hätte das Tschako gerade auf dem Kopf gesessen... Nach MEINEN Bildern saß das "Ding" immer schräg...

Einen ersten Eindruck hast Du HIER Fränz

@Jörg - die Seitenepauletten haben schon die "Schwärzung" schon hier, die Platte am Tschako noch nicht.
Im Moment grübele ich, welche WAFFEN der Offizier trägt. Säbel als Hauptwaffe ist klar, Lanze logisch aber der Karabiner... ich MEINE im Moment, den haben nur die normalen Mannschaftsgrade getragen. Der Säbel war ja auch ein Zeichen, mit dem der Truppen Befehle gegeben wurden "Links/Rechts/Sammeln/Angriff..."

Frank Kelle schrieb:... welche WAFFEN der Offizier trägt. Säbel als Hauptwaffe ist klar, Lanze logisch aber der Karabiner...

Ich glaube auch nicht, daß die Offiziere den Karabiner trugen. Aber daß sie zumindest eine Pistole dabei hatten, könnte ich mir gut vorstellen
... aber woher sowas nehmen? - das müßte man scratch bauen ...

Erste Möglichkeit: den Karabiner weglassen ... nur was wird dann aus der Patronentasche?

Zweite Möglichkeit: der Offizier hat das Kommando und kann mitführen, was er für richtig hält !
- soll heißen: Karabiner samt Zubehör anbauen ... damit bist Du wahrscheinlich auf der sicheren Seite (?)

Gruß - Jörg -

Na - ich habe heute erstmal was zu lesen...
Mein Vater war gerade da - er hat die DelPrado Serien komplett und sagte nur: die Hefte dazu liegen im Keller... NIX WIE HIN!!! Und was war dabei...





Ich habe zwar die Originalausgaben der Men-at-Arms, aber deutsch übersetzt und überarbeitet, teilweise komprimiert... Mal schauen, was das Heft über den Offizier verrät...

Die PATRONENTASCHE wird auf den einschlägigen Bildern immer auf dem Rücken mit gezeigt... Da die Offiziere SEHR frei in gewissen Grenzen waren - ich bin z.B. gerade am überlegen, ob "mein" Offizier auch Lederbesätze an den Innenbeinen hat wie bei einer heutigen Reithose - könnte ich mir schon vorstellen, das er für den Einsatz als "Shock-Troop" den Truppenkarabiner dabei hatte am Sattel...

Das "Problem" hat sich ergeben Jörg: das "Kavallerieheft" war hilfreich. Die Unteroffizieren der Garde, ab Fähnrichrang, trugen laut Reglement eine Pistole (normale Armeeausführung), den Karabiner auf Wunsch und als Hauptwaffe den Säbel und .. die LANZE, und DIE war mir ja wichtig... Das nächste Problem: WO hat der die Pistole hingetan? Am Mann hat er die sicher nicht getragen.. aber vielleicht wollte er die ja nicht mitnehmen...

Ich versuche die FELDUNIFORM nachzubilden - in der GALAUNIFORM (die von einigen Offizieren aus Eitelkeit auch im Einsatz getragen wurde - je höher der Rang umso schlimmer) sind es noch MEHR Litzen und Verzierungen! Die französischen Generäle (Murat und Ney als Beispiel) sahen aus wie "Christbäume".
Busch oder Wald - naja, es sind Gardisten, wo DIE herreiten, da waren die Linie schon vorher durchgekommen. Die Garde kam erst ganz zum Schluß in den Einsatz - bei Waterloo definitiv zu spät...

Sö... mein Lancier schaute schon etwas säuerlich...

Seit gestern bin ich wieder "dran" - im Moment werden Kleinteile bemalt...



Karabiner Typ An IX, dazugehöriges Bajonett, Säbel Typ An XI, Patronentasche
(der Karabiner steckt in seinem "Halfter" und trägt einen Trombon als Mündungsschutz, am Bajonett ist die Bajonett-Tasche zum Tragen angegossen. Die Patronentasche trägt den napoleonischen Adler in scharz gebürsteten Leder, da mein Offizier im Brigadelevel steht, darf er noch nicht die goldene oder silberne Tasche tragen)
Zur Erklärung: Typ "An IX" versteht sich wie folgt: Napoleon richtete eine neue Zeitrechnung ein.. das Modell wurde also im JAHR (An) 9 (IX) nach Napoleons "Machtübernahme" in die offizielle Rüstkammern aufgenommen (sprich 1810).