Stage Coach 1848 (Artesania Latina, M 1:10)

Da nach dem Abschluß des Aventadors in meinen Mittagspausen momentan zu viel Zeit und zu wenig Bauaktivität vorhanden ist, hab ich mir mal etwas anderes als Bürobausatz geleistet, Artesania Latinas Stage Coach 1848.

Das Holz- und Messingmodell einer US Postkutsche kommt mit diversen schönen Dekoelementen daher, sowie mit Schaumpolstern und Nappaleder für Sitze und Abdeckplanen.

Es liegt ein schönes dickes, ausführliches 90seitiges 7sprachiges Handbuch bei, mit dem man in 67 Bauphasen zum Ergebnis geführt wird. Das habe ich schon weit schlechter gesehen, macht einen guten Eindruck.

Ein riesiger 1:1 Plan aus jeder erdenklichen Perspektive und mit extra Darstellung der Reifen (zum korrekten Zusammensetzen derselben) liegt ebenso bei.

Der Bau beginnt mit dem Zusammensetzen der 4 Radreifen. Da jeder Radreifen wiederum aus 4 Teilen mit gerader Schnittkante besteht, ist es im Grunde unmöglich, diese einfach per Auge zusammenzusetzen und ein rundes Rad zu erhalten. Es braucht einen Plan (der im Maßstab 1:1 gottlob mitgeliefert wird) und eine Helling.

Erhöhter Schwierigkeitsgrad: Ich baue dieses Modell in der Mittagspause im Büro. Mir steht also nicht ohne weiteres mein volles Komplement an Werkzeug und Materialien zur Verfügung.

Die Lösung: Der Welt erste vollständig aus Büromaterialien erstellte Radreifenhelling. Ein grader Karton, in dem sich die letzte Büromaterial-Lieferung befand, bildet die Basis, darauf eine Kopie des Plans befestigt mit Tesa. Die Klebestellen am Plan wurden ebenso mit Tesa geschützt. Die Bauteile selbst werden mit "umformatierten" Heftklammern am Platz gehalten.

Der erste Testlauf funktioniert soweit. Morgen folgt ein Test mit dem vollstädigen Radreifen und mglw der erste Klebeversuch.

Viel Freude und Erfolg mit diesem Bausatz, Michael ...

Sag' mal ... wie lang sind Deine Mittagspausen eigentlich ...  

Gruß - Jörg -


Nach :: Fahrzeuge :: verlegt.

Ne Stunde. Das gibt mir eine halbe Stunde bis 40 Minuten Bastelzeit am Tag. Da kommt gut was beisammen

Na, da schau ich doch mal begeistert zu, Michael!

Schließlich muss ich für meinen Chuck Wagon im Eigenbau ja auch noch die Räder ohne Drehbank bauen.

Viele Grüße, HW

Ich muß dazusagen, ich habe absolut keine Ahnung, wie man Räder korrekt baut und agiere rein nach dem Prinzip "gugge mer mal, was bei nauskommt". Wird also mglw eine Lehrstunde für alle und mich am meisten.

Die Räder hier sind jedenfalls komplett identisch zu dem Farmwagen, den du als Inspiration nutzt, inkl. abgeflachter Speichen dem Design der Nabe und dem leicht versetzten Winkel, mit dem die Speichen in den Naben stecken. Nur die Zahl der Teile für den Radreifen unterscheidet sich. Es ist fast, als hätte AL den gleichen Farmwagen genutzt.

So weit so gut. Die Büromaterial-Helling erfüllt ihren Job ausgezeichnet. Das Rad ist plan und hat an jeder gemessenen Stelle einen Außen-Durchmesser von 14,9 Zentimetern.

Die Größe der Kontaktflächen ist natürlich bescheiden. Um diese bestmöglich auszunutzen habe ich die Spalte zwischen den Teilen mehrfach mit Leim aufgefüllt, sobald trocknungsbedinge Volumenverluste die Lücke freilegten. Momentan erscheint das Rad stabil. Schauen wir mal, ob das morgen auch noch so ist.

In den nächsten Tagen wird nochmal ein baugleiches Teil gefertigt sowie zwei weitere mit kleinerem Durchmesser für die Vorderräder.

klasse Modell, Michael...
in 1:10 wird das ein Monsterteil....da freu ich mich drauf zuzugucken
bei dir.

Wie die räder original gebaut wurden kann ich dir sagen.
Das waren kleine Kunstwerke. Ich hab in meiner Kindheit sehr oft
zugeschaut dabei..weil in meiner Nachbarschaft ein Wagner seine
Werkstatt hatte. Der hat alles selbst gebaut, von der Nabe bis zu
den Eisenradreifen. Alles in Handarbeit. Das funktionierte nur
in Segmentbauweise.
Ich kann ja gerne mal beschreiben, wenn gewünscht, wie das
gemacht wurde....

ich bin weiter bei dir dabei...

liebe Grüße

Das wäre sicher interessant zu lesen. Bei uns gabs da leider nix mehr in der Art. Alte Räder gibt's hier zwar noch, aber die hängen an Wänden und Hoftoren und keiner weiß, wie man welche bauen würde.

na ja, ehe ich mich hier auslasse....
es gibt wunderbare Videos auf YouTube....
wie so ein Wagner gearbeitet hat.
hier nur ein Beispiel Link...

Code:

https://www.youtube.com/watch?v=FYVCejT17Mk

schau dir das mal an,
ein wunderbares Stück Film....
mein Nachbar hat damals, in den 50ziger Jahren auch noch so gearbeitet...

meine Erinnerung an die Kindheit ist geprägt von diesen Handwerkern,
man durfte ja als Kind überall rein, zumeist waren wir ja alle
untereinander verwandt....es war dann der Onkel Jupp,
oder der Onkel Hans den man besucht hat und der sich freute....
und viele gabs hier im Dorf.....ein Schuster, der noch Nagelschuhe
für die Weinberge aus einem Stück Leder gemacht hat, von Hand...
der hat immer lauthals gesungen bei der Arbeit, joh, hat keinen gestört...
oder einen Küfer...also einen Fassbauer....
oder unser Schmied, Buuse-Pitter, hieß er...
welches Kind hat heutzutage schon mal einem Schmied bei der
Arbeit am Amboss oder an der Esse zugeguckt?

...die Zeit schreitet weiter....gestern saßen fünf Kids
auf der Treppe meines Hauses....in der Hand ein Smartphone
und waren begeistert beim Pokemon-jagen.

....ich war traurig und froh gleichzeitig....
Ich hasse diese Spätherbst-zeit mit ihrer Melancholie....

deshalb geh ich mal ein dickes Stück Torte essen !!!

dir einen schönen Nachmittag
und viel Glück bei deiner Kutsche !!

liebe Grüße
vom Ossi

Danke dir, das schau ich mir heut abend mal an :D

Guter Tipp. Vielen Dank, Ossi!

Alles Gute, HW

Sitzt, passt, wackelt (nix) und hält vor allem beisammen.

Als eine unerwartete Fehlerquelle stellt sich der Plan heraus (der eigentlich Photos des Prototypbaus zeigt). Das Photo für die Vorderräder ist aus einem leichten Winkel aufgenommen, so daß der Außendurchmesser im Plan zwischen 12,5 und 12,6ebbes cm schwankt.

Ich habe hier also statt dessen mit Zirkel gearbeitet und den Außendurchmesser 12,6 cm an allen Meßpunkten eingehalten. Das ergibt einen Innendurchmesser von 11,1 cm was exakt die Länge ist, die die Speichen später brauchen werden (2x 48mm Speichen plus 15mm für die Nabe (Innenmaß von Speichenhalterung zu Speichenhalterung gegenüber))

Jetzt wo die vier Reifen komplettiert sind, geht es an die Speichen. Geliefert werden einige 40cm lange Sapelli Rundstäbe, die vor dem Zurechtschneiden auf die korrekte Größe erstmal geformt werden müssen. Von 2 "Seiten" der Rundstäbe soll die Rundung entfernt werden, so daß wir ein Profil erhalten, daß (in Himmelsrichtungen ab Nord) glatt-rund-glatt-rund ist. Die Anleitung sagt dazu soviel wie "Hoffe du hast einen Dremel, wenn nicht frohen Armbruch und gutes Gelingen". Ich hab zwar einen, aber ich sehe nicht, wie man das per Auge sauber hinbekommen soll, Dremel hin oder her.

Ich habe daher eine kleine Helling gebaut, in der die Rundstäbe in 2 Halterungen eingelegt werden, einmal 3 mm hoch (für die erste Seite) und einmal 2mm hoch (für die zweite). Der Plan ist, das überschüssige Holz von den Stäben mit der geraden Excel-Klinge wegzuhobeln und so überall auf gleiche Höhe zu bringen.
Morgen, wenn das Ding durchgetrocknet ist, wird sich zeigen, ob das funktioniert.

Ich schau' Deinem pausenfüllenden Treiben einfach mal ganz entspannt gespannt zu, Michael ...

Gruß - Jörg -

Um die entspannende Spannung rauszunehmen, ich habe es nicht geschafft aus dem Büro zu gehen ohne zumindest einen kurzen Testschnitt vorzunehmen und was soll ich sagen, die Konstruktion funktioniert besser als ich mir je zu träumen gewagt hätte.

Hallo Michael

Auf Deinen Bericht bin ich schon sehr gespannt !

Das macht mir Appetit es vielleicht auch mal zu versuchen !

Schaun mer mal.

Gruß Alfred

Es ist auf jeden Fall ein sehr abwechslungsreicher Bausatz mit vielen verschiedenen Materialien.


Das Ergebnis des Rundstab-Speichen-Hobelomats im Vorher-Nachher-Vergleich. Der Rundstab wurde um jeweils einen Millimeter "vorne" und "hinten" geglättet. Das Ergebnis ist nicht völlig perfekt gerade über die gesamte Länge, was ein Vorteil ist, da es so realistischer ausschaut. Vor allem aber: keinerlei Schleifstaub.

Prima ... das Ergebnis - und damit das Verfahren - überzeugt!

Gruß - Jörg -

Erste Passprobe Nabe-Speichen-Räder (noch ohne Kleber)
Bleibt soweit in sich stabil und parallel zur Arbeitsoberfläche.
Ich denke, damit kann ich in Serienproduktion gehen.

Das sieht bisher richtig gut aus Michael

Danke, Peter

Das einzige Problem ist, daß die Rundstäbe nicht reichen werden. Das übliche Problem mit Sapelli, es reißt gerne aus und ich produziere mehr Ausschuss als gewünscht. Mein Hobbyladen hat zum Glück Nussbaum-Rundstäbe als Meterware da. Muß mir die morgen mal anschauen, ob die farblich passen.

Kleine Planänderung. Da das gelieferte Material zum Spalten neigt (Sapelli) habe ich testhalber einen Rundstab aus Nussbaum beim Hobbyladen besorgt. Das Resultat: 90%ige Zeitersparnis bei der Speichenproduktion mit besseren sauberen Ergebnissen, praktisch keinem Ausschauss (ich hab zuvor gut 20% jedes Stabs verloren geben müssen) und besserem Sitz in der Nabe. Es ist farblich nicht ganz so hübsch wie die Sapelli-Speichen, aber da die eh bemalt werden *schulterzuck*

Ich werde daher sämtliche Speichen mit dem neuen Material herstellen.

Im Bild auf der linken Seite die neuen Speichen, rechts und mittig die alten.

Die bessere Qualität wird besonders in der Großansicht deutlich;
die Nußbaum-Speichen wirken tatsächlich viel feiner und sauberer!  
Die Sapelli-Struktur wirkt im direkten Vergleich dagegen regelrecht unmaßstäblich!

Das Problem der Farbabweichung steht hier zwar nicht,
aber auch Nußbaum hat nach z.B. einem Klarlacküberzug eine kräftigere, schöne Färbung.

Gruß - Jörg -