Römisches Tuffbergwerk Meurin bei Kretz, Besuch am 02-08-22

Hallo zusammen! Als ich am 02.08.22 wieder in der Ecke unterwegs war, fand ich endlich auch mal Zeit, dem kleinen Wegweiser "Römerbergwerk" auf der B256 zu folgen, auch aufgrund der Ratschläge von Wolfgang, meinem Kollegen aus der Abteilung Naturstein und Mitarbeitern vom Trasswerk Meurin.

Nach kurzem Fussweg ("300m" gem. Schild können ganz schön lang sein, hat sich der Weg durch die Hitze ausgedehnt???) erreicht man die Museumshalle, die die Ausstellung + Freigelände beinhaltet. Schauen wir doch mal rein!

Zur Info: HIER

Code:

https://www.untertage.com/publikationen/15-rheinland-pfalz/51-das-roemische-tuffbergwerk-meurin-bei-kretz.html

ist noch ein kpl. Bericht über das Museum mit Adresse usw.

Nach dem "Kassenstand" mit Literatur usw. fiel mein (Modellbau-)Blick sofort auf eine Rüstung eines römischen Legionärs









An jedem Schaustück findet man eine Infotafel, vielfach auch ein QR-Feld mit weiteren Informationen.



diesen Namen werden wir noch häufiger sehen.. hier der "angefangene Grabstein"..

Erfrischend (so weit es in der Hitze ging) fand ich, daß vielfach auch Sachen ausprobiert werden konnten und nicht hinter Gittern/Schaufenstern nur anschaut werden konnten- wie z.B. diese Flaschenzüge. Mit ähnl. Geräten wurden damals die abgebauten Stücke aus der Grube nach oben gezogen



Immer wieder Beispiele "was kann man aus Stein machen" , diese Herren kennen wir vermtl. noch aus dem Geschichtsbuch



Naaaa? Richtig geraten?



Der Rundgang geht danach erstmal auf das Freigelände, wo der Blick sofort auf diesen Kran fällt:







den man HIER brauchte

Brot und - SPIELE.. zum Mitmachen. Die Spielregeln standen in der Nähe aufgeschrieben





Abteilung BROT - eine Getreidemühle in Form einen Schnellläufers

Besonders beeindruckend fand ich dieses reichverzierte Grabmal eine Bauunternehmers

Alles aus Stein - wir kommen zum täglichen Handwerk

Kornmühle



Eine Waffen-/Rüstungsschmiede









Eine römische Küche

Für mich hoch interessant (berufsbedingt ) eine Marmorsäge, die mit einem Motordummy im Betrieb gezeigt wurde









Heutige Pizzaöfen z.B. sehen nicht anders aus..

Dieser Herr weist auf die weiteren Werkstätten und Anwendungsgebiet des hier abgebauten Tuffgesteins und anderer Arten hin



Drehbänke für versch. Einsätze





Steinnutzung:





Grabsteine und Steelen

Zum Beispiel für diesen Herrn hier, Herkules Saxanus, zu Lebzeiten Optio (Hauptmann) der 30. Legion


(den angefangenen Stein sahen wir am Eingang - hier ist fast fertig)

Wasserleitung, wie z.B. auf den Äquadukten





In der Halle zurück, werden die damaligen römischen Abbaufelder des Tuffgesteins ausgestellt - so, wie sie nach dem Abbau von Meurin (an vielen Stellen sind man noch Baggerspuren) aufgefunden wurden. Hier wird auch für mich interessant gezeigt, wie sich die Gesteinsschichten im ehemaligen (?) Vulkangebiet Laacher See darstellt





Eine typischer Abbaustein



und was daraus hätte gewonnen werden können

Bau einer Natursteinmauer oder Walls



Bevor es in eine Art "Gruft" geht



Hier wird eine Art Altar für den Schutzpartron der Steinbergmänner angedeutet. Sein Name?
Hercules Saxanus, der Schutzgott der Steinbrecher (hier wird der Namen richtig verwendet)



Die Abbaugebiete sind so - wie erwähnt - wie Sie nach den Arbeiten verlassen wurden, die Decken mussten abgestützt werden



Man kann erahnen, wie gefährlich die damaligen Arbeiten waren





Wir bewegen uns hier übrigens UNTER der noch vorhandenen Bergwerksdecke.. (was auch hiess, hier war es schön kühl)

Weitere Abbaufelder





Und Beispiele



Mit diesen Bildern verlassen wir die Museumshalle

Im Freigelände vor der Halle - Heutige Anwendungsfälle für den immer noch hier abgebauten Bimsstein usw.



Wir gehen zurück zum Parkplatz - mannnn.. der Weg ist doch NOCH länger geworden..

@Frank: Warst die im "Kinostollen" und hast dir den kleinen Film angeschaut? Dann dürfte dir der Herr ...

... bekannt vor kommen.

Leider dürftest Du den Herrn ja nicht persönlich kennenlernen, denn das ist Herr Kuno (Museums-MA, er hat sich uns nur mit Vornamen vorgestellt). Er stand für den Bildhauer Modell und hat auch in dem Film (unübersehbar) mitgespielt. Ein "Urtyp" aus der Region, von Anfang an beim Museum und äußerst freundlich.

Aber am Parkplatz warten noch 3 Schmankerl - ehemalige Baufahrzeuge von Meurin

Eine Planierraupe D75 H2 der Eisenwerke Frisch, Baujahr 1962. Einsatz bei Planierarbeiten in der Bimssteinförderung





Schleppschaufelbagger W100, Hersteller Weserhütte 1972. Einsatz Bimsgewinnung

Eimerkettenbagger E1, Hersteller Weserhütte 1942

Und noch ein Blick in ein früheres Abbaugebiet - auch hier arbeitet die Natur daran, Ihr Gelände zurückzugewinnen, die "Wunde" zu schliessen





In diesem Sinne: ich hoffe, der kleine Rundgang hat euch Spass gemacht. Ich kann den Besuch des Museums wirklich empfehlen!

Vielleicht noch zur Ergänzung:
Das gezeigte Römerbergwerk ist nur ein ganz kleier Teil des ehemaligen römischen Bergwerkes. Wie groß die tatsächliche Ausdehnung einmal war ist kaum noch sicherzustellen. Modernes Bodenradar zeigt heute immer wieder mögliche Abbaugebiete.

Nicht mehr nutzbare Gänge wurden noch zur Römerzeit wieder sorgfälltig verfüllt um ein Einstürzen zu verhindern. Der Meuriner-Tuff wurde offensichtlich im 2. Jahrhundert im ganzen Römischen Reich gehandelt, wie durch Datierungen festgestellt werden konnte.

Viele Gänge in der Nähe von Kretz dienten im Krieg als Luftschutzbunker und wurden dann aber durch die amerikanisch/französischen Truppen 1944 gesprengt, weil sie nicht wußten um was es sich da handelt.... sie sahen nur Naz....-Bunker.

Einige Häuser des Gemeinde Kretz stehen immer noch auf Abbaustollen und nutzen sie als "natürliche" Keller.


Und noch zum Vulkanausbruch:
Bei diesem Ausbruch wurden ca. 6 Kubikkilometer Magma gefördert und durch die Explosionen zu 16 Kubikkilometer Staub zerblasen, die in der Eruptionswolke aufstiegen. Der Vulkanausbruch bewegt sich in der gleichen Kategorie wie der Ausbruch des Pinatubo (1991).

Die Folgen des Ausbruchs waren katastrophal: Vulkanasche und Bims bildeten im Rheintal eine 7 m mächtige Schicht. Die vulkanischen Ablagerungen vermischten sich vermutlich mit Baumstämmen, die durch die Druckwellen der Explosionen und pyroklastischen Strömen in den Rhein befördert wurden und schufen bei der Andernacher Pforte einen natürlichen Staudamm. Hinter diesem Damm staute sich der Rhein und bildete im Neuwieder Becken einen Stausee.

Als der Damm brach flutete ein Tsunami durch das Rheintal und dürfte dort zu großen Verwüstungen angerichtet haben. Nicht klar ist, ob es im Rheintal damals schon prähistorische Siedlungen gab, die von der Flutwelle zerstört wurden. Auf jeden Fall wurden in den Bimsablagerungen in Vulkannähe Relikte früher Menschen gefunden, die vermutlich vor dem Ausbruch flüchteten. Im heutigen Köln-Bonner Raum lagerte sich die Vulkanasche bis zu 1 Meter hoch ab.

Nördlich des Osteifelstädtchens Mendig, erhebt sich die grau-gelblich gefärbte bis zu 50 Meter hohe Wingertsbergwand, die in den letzten Jahren zu einem „Mekka“ für Vulkanologen und Geotouristen wurde. Dies war nur dadurch möglich geworden, weil der Gesetzgeber einem Steinbruchunternehmen die weitere Suche nach dem begehrten Mendiger Basalt in diesem Bereich untersagte und die Abbaukante unter Bodendenkmalsschutz stellte. Die Wingertsbergwand ist praktisch ein Tagebuch des letzten Ausbruchs des Laacher-See-Vulkans-Komplexes. Was der riesige Aufschluss an der Wingertsbergwand erzählen kann, erfährt man am besten vor Ort.

Wie in einem Bilderbuch stellt sich in den unterschiedlichen Ascheschichten die exakte Geschichte jener dramatischen 10 Tage vor ungefähr 12.000 Jahren dar. Anhand der Vegetationsfunde unter den Tuff- und Bimsablagerungen konnten Wissenschaftler rekonstruieren, wie die Osteifel vor der Katastrophe ausgesehen hat. Damals wuchsen Eichen, Linden, Kiefern, Weiden und Haselnusssträucher in der Osteifel. Das Klima war feuchtkühl, ähnlich dem im heutigen Mittelschweden. Es dauerte offensichtlich nur wenige Sekunden, in denen das ursprünglich idyllische Landschaftsbild durch eine verheerende Druckwelle zerstört wurde.

Danke für die Ergänzungen Wolfgang, man sagte mir tatsächlich, daß noch längst nicht alle Stellen ausgegraben wurden. Und wenn man sich dann noch vor Augen hält, daß nicht weit weg ein aktiver Geysir in Andernach bewundert werden kann...

Hallo Frank und Wolfgang,

vielen Dank für eure Berichte und Ausführungen

Frank, das Historische sieht ja wirklich alles sehr spannend und interessant aus, lebendig und toll inszeniert finde ich das in diesem Museum. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass mich aber gerade auch die gezeigten "Baggerleichen" vom Abbau irgendwie total faszinieren

Lieben Dank für die Infos und die klasse Aufnahmen

lok1414 schrieb:@Frank: Warst die im "Kinostollen" und hast dir den kleinen Film angeschaut? Dann dürfte dir der Herr ...

... bekannt vor kommen.

Leider dürftest Du den Herrn ja nicht persönlich kennenlernen, denn das ist Herr Kuno (Museums-MA, er hat sich uns nur mit Vornamen vorgestellt). Er stand für den Bildhauer Modell und hat auch in dem Film (unübersehbar) mitgespielt. Ein "Urtyp" aus der Region, von Anfang an beim Museum und äußerst freundlich.

Jetzt, wo Du es sagst.. Stimmt!!
Ja - ich war im Stollen und habe mir den Film angeschaut (der die letzten findbaren Reste Latein aus meinem Kopf hervorholte)..

lok1414 schrieb:@Frank: Warst die im "Kinostollen" und hast dir den kleinen Film angeschaut? Dann dürfte dir der Herr ...

... bekannt vor kommen.

Leider dürftest Du den Herrn ja nicht persönlich kennenlernen, denn das ist Herr Kuno (Museums-MA, er hat sich uns nur mit Vornamen vorgestellt). Er stand für den Bildhauer Modell und hat auch in dem Film (unübersehbar) mitgespielt. Ein "Urtyp" aus der Region, von Anfang an beim Museum und äußerst freundlich.

Du hast ABSOLUT Recht, ich habe mich heute lange mit Kuno unterhalten, ein absolutes Original mit viel Fachwissen und Handwerkerverstand. Wir waren faszinierender Weise sofort auf "einer Welle"..

Oha!

Der Bericht gefällt mir!  
Das kannte ich noch nicht, obwohl ich mehrmals dort in der Gegend rumgespukt bin.
Schade, aber mit dem ÖPNV ist das scheinbar nicht erreichbar.

Wie sind denn die "Ömer" dort bloß hingekommen?

Gruß
Manfred

gronauer schrieb:Oha!

Der Bericht gefällt mir!  
Das kannte ich noch nicht, obwohl ich mehrmals dort in der Gegend rumgespukt bin.
Schade, aber mit dem ÖPNV ist das scheinbar nicht erreichbar.

Wie sind denn die "Ömer" dort bloß hingekommen?

Gruß
Manfred

Öhm... ... .... zu FUSS

Spass beiseite, gibt mehrere "Beweisecken", daß die Römer hier Städte usw. bauten. Die mochten u.a. den Wein in dieser Gegend. Bei einem meiner Kunden in Koblenz sind z.B. im Empfangsraum mehrere Vitrinen aufgebaut mit römischen Fundstücken, die beim Bau der Werkshallen gefunden wurden (Archäologen suchen dort immer noch, die Firma darf DORT nicht weiterbauen). Leider meines Wissens nicht frei zugänglich, da Werksbereich.
Mit ÖPNV müsste ich überlegen, dürfte kompliziert aber nicht unmöglich sein. Das Bergwerk befindet sich an der B256, dort sind mehrere Industriegebiete. Der nächste (Eisenbahn-)Ort dürfte Mülheim Kärlich sein..
Wäre u.U. eine Möglichkeit, wenn z.B. mal eine Forumsexkursion zur Brohltalbahn anstünde, da könnte man das Museum mit verknüpfen

@Frank: Wenn Du das nächste Mal in der Nähe von Kretz bist, dann besuch doch mal die "Wingertsbergwand". Der Besuch lohnt sich, garantiert. Anfahrt per Navi möglich ... aber, danach mußt Du dein Auto garantiert durch die Waschstraße schicken um die "millimeter-dicke" Staubschicht loszuwerden:



Der Vulkan "Laacher See" hat vor rund 12.500 Jahren innerhalb von nur 14 Tage diese 50m-mächtige Asche-Schicht aufgebaut. Siehe auch Entstehung Meurin.

@Manfred: Guckst Du hier ... nur ein Beispiel