Restaurierung CUTTY SARK, Revell 1:96

Hallo.

Jahrzehntelang lagen die Bilder meiner Restaurierung der 1:96er „Cutty-Sark“ von Revell in einer Schublade bei mir herum.
Die Tage habe ich die Fotos eingescannt und möchte sie euch hier zeigen, es gibt ja genug Sehleute hier....  

Ich war damals bestimmt nicht perfekt, seht mir eventuelle Fehler daher bitte nach.

Mit dem Modell hatte ich 2x zu tun, einmal beim Bau und das andere Mal bei der Restaurierung.

Der Bau war schon 1975, zusammen mit einem Freund, der das Modell 1974 zu Weihnachten geschenkt bekam.

Eines der Geschenke, wo man gar nicht so genau weis, was der Beschenkte eigentlich so mag, Hauptsache, ein Präsent liegt unterm Tannenbaum.

Hier mal ein Bild des damals noch schönen Kartondeckels....



Er steht auf Autos, machte seine Ausbildung in dem Bereich und soll heute eine Werkstatt und ein Autohaus haben.

Er hatte damals kaum Ahnung vom Modellbau und bat mich um Hilfe, was ich nur zu gerne tat.

Bislang hatte ich noch nie an so einem großen Modell gearbeitet, und billig war es auch nicht, laut meiner Preisliste von damals, kostete so ein Bausatz dazumal 90 DM, ein Haufen Geld in der Zeit.

Damals probierte ich zum ersten Mal eine Verschmutzung aus, den Algenbewuchs des Unterwasserschiffs, der mir so gut gelang, das ich ihn auch nach der Restaurierung beibehielt.

Anschließend stand das Modell 16 Jahre bei ihm so unglücklich hinter einer Tür, dass das Türblatt immer wieder dagegen stieß und vor allem den Bugbereich stark beschädigte.

Inzwischen war ich erst nach Todtnau und dann nach Mannheim umgezogen, wir machten unsere Lehren, und Mitte 1990, bei meinem letzten Besuch dort, bemerkte ich das beschädigte Teil und wollte es haben.

Er gab es mir gerne, da er selbst auch wegzog - ich sah ihn dann nie wieder- und Zuhause begann ich das Schiff ab September zu Reparieren.
Damals wohnte ich noch in einem kleinen Zimmer bei meinem damaligen Chef zur Untermiete....

Aus der Reparatur wurde letztlich eine Vollrestauration….

Vom Bau gibt es keine Bilder, aber reichlich von der Restaurierung.

Also los… ES WAR EINMAL :

Der Urzustand….



















Der Bugbereich, deutlich ist die stärkere Beschädigung zu sehen.....

Weiter mit dem Zerlegen....

Die Werkzeuge, in den Filmdöschen wurden die Kleinteile, wie z.B. Blöcke gelagert, in die Kladde trug ich die Positionen der abgenommenen Bauteile ein, heute mache ich jeweils Bilder davon, früher war das Knipsen eben noch recht Teuer....


Es ging vom Bug zum Heck....




Der Fockmast wird abgetakelt und entfernt....





Der Bugspriet wurde abgesägt und später komplett erneuert... Zugleich die Decksaufbauten abmontiert und das Deck heraus genommen.


Den Mast habe ich auch nahe dem Deck abgesägt, das zweiteilige Teil wird später ebenfalls durch ein entsprechendes Rohr ersetzt.
Die Anbauten, wie die Nagelbank am Fuß, wurden später wiederverwendet....


Der Hauptmast...








Letztlich der Besan...

Alles weg....


Die Teilekiste, an dem Stücken sind Klebestreifen angebracht mit Nummern, die zur späteren Ortsbestimmung in das Baubuch eingetragen wurden, schließlich dauerte es ne Weile, bis die Sachen wieder an ihren alten Platz kamen, diese Restauration dauerte, mit einigen, auch längeren, Unterbrechungen, rund 1 Jahr !!


Reparaturen am Rumpf....



Ich nutze damals erstmalig Evergreen Plastikstrips, eine ungeheure Erleichterung bei so feineren Arbeiten...


Das seitliche Bug Zier, hier das Original....


.. und hier der Nachbau des verlorenen Teils, oben aus Plastik, darunter ein Messingdraht...
Das Bild wurde später aufgenommen, inzwischen hatte ich den Unterwasserbereich, zum Schutz der dortigen Bemalung, die ich erhalten wollte, zum Lackieren des oberen Rumpfes abgeklebt.
Die Lackierung der Bauabschnitte geschah so, wie sie Eingebaut wurden, damit man das Modell nicht unnötig herumdrehen musste und so in späteren Bauphasen nichts abbrach.




Der erste Versuch, eine Haltestruktur unter das Deck zu bauen, da wollte ich noch das ursprüngliche, geteilte, Plastikdeck wiederverwenden.


Ich entschied mich aber für Holz, entfernte die Teile wieder und setzte zuerst eine Halteplatte ein, die unter den noch stehenden Innenrand des Rumpfes mit 2- Komponenten Kleber eingesetzt wurde.
Die vier Holzstäbe dienen dem festen Hochziehen des Brettes darunter, damit der Kleber gut abbindet.
Mit den Schrauben kann man die Stärke des Zuges bestimmen, man braucht nur daran zu drehen.
Sie laufen frei in den Holzstäben, da sie sonst immer auf  gleichem Abstand zum Unterbrett bleiben....
Eine Schraubzwinge verkehrt herum !!





Holzkleberauftrag...


Das Hauptdeck, beim Trocknen, mit allerlei Farbdöschen usw. belastet, damit sich nichts aufwölbt etc.


Nach dem Abtrocknen, einige Spalten am Rand werden vor dem Bemalen noch verspachtelt...


Der Deckssprung vom Achterdeck...


...und das Vordeck, die Lukendeckel sind Kinder-Bauklötzchen, die mit Taschentuchpapier überzogen sind..
Die Decksstruktur wurde vor dem Einbau eingraviert.

oha da hast dir ja was richtig was vorgenommen alle Achtung

Hallo Matthias...
HATTE es mir vorgenommen, die Bilder sind gut 30 Jahre alt, erstaunlich, das ich darüber noch so viel weis !!  
Einige Bauschritte habe ich gar nicht fotografiert, z.B. praktisch die gesamte Takelung vom laufenden Gut....

Weiter im Text....

Die Bereiche, die nicht geschwärzt werden, sind abgeklebt...


Links neben dem Bug, neue Wanten von Revell.
Ich bekam von deren Ersatzteilabt. neben den Wanten, auch noch alle Garne und einige Blöcke zugeschickt, sogar kostenlos !!!
Letztlich machte ich das mit den Wanten aber anderst.....


Nach der Bemalung von Rumpf und Deck.


Der Rumpf wird noch etwas fixiert, während die ursprünglichen Nagelbänke, Handwinden und Niedergänge wieder angebracht werden.




So, die Aufbauten sind wieder auf ihrem Platz, ein Überblick...







Der Bugbereich mal näher...












Die Relingsstützen sind feine Nadeln....

Hi Alex

ich habe das Modell 1996 während einer 14 wöchigen Reha am Chiemsee gebaut.
Da werden Erinnerungen wach.....

Helmut...
Das war aber Fix, wars da so Langweilig ??

Noch eine andere Ansicht....

Jetzt sind alle Aufbauten wieder an ihrem Platz....
Vor dem Niedergang das Loch für den neuen Besanmast...




Die achteren Beiboote mit ihren Davids...


Auch bei diesen Persennings wurde eine Lage Taschentuchpapier verwendet....


Machen wir mit dem Bugspriet weiter...
Zuerst wollte ich ein Plastikstück für den Stampfstock verwenden....


...nutzte dann aber Stahl- und Messingdraht.


Der Bugspriet ist ein Evergreen-Plastikrohr und der Klüverbaum darüber ein zurechtgeschmirgelter Holzstab.
Die 3 Ringe mit den Ösen daran, habe ich vom alten Plastikteil entfernt, zurechtgefeilt, und hier wieder verwendet.




Noch ein paar Ansichten davon...




..in all seiner Pracht...




Zwei Nahaufnahmen von gestern... Hust, Hust... Röchel !!!  


Ich muss unbedingt mal alles säubern....  

Zum Antrieb... zuerst die Masten..
Wie schon geschrieben, sind die zweigeteilten Untermasten durch einzelne Plastikrohre ersetzt und die alten Anbauten, wie die Nagelbänke, umgearbeitet und an ihrem alten Platz wiederverwendet worden...


Die Stengen, Salings und Plattformen mit ihren Rüsten und Jungfern, beließ ich in ihrem kompakten Plastikzustand , da ich damals zum entsprechenden Umbau weder das Material, noch die Fähigkeit hatte.




Die jeweiligen Masten mit Wanten, Pardunen und Stagen.....







Jetzt zu den Wanten und meiner Version, die Webleinen anzubringen...

Links noch in Arbeit...


Meine Art, die Webleinen anzubringen... ich Nähte sie, vorm Knoten grauste es mir und die original Fertigwanten des Bausatzes gefielen mir nicht, man konnte sie nicht richtig stramm anbringen....


Fertig...

Zu den Segeln...

Zuerst an den Rahen die Fußpferde angebracht... ne elende Fummelei, wozu ich mir eine Halterung anfertigte...




Dann die Blöcke angebracht und die Segel zugeschnitten...


Die Vorarbeit vom Segeltuch, das Einfärben des viel zu weisen Grundstoffs mit schwarzem Tee...





Sieht schon besser aus.....


Annähen des Stoffes an die Rahen.
Da der Stoff im Vergleich zum Maßstab viel zu dick war und ich die Segel eingeholt darstellen wollte, verwendete ich nur relativ schmale Streifen davon, weil sonst eine viel zu mächtige Wulst an den Rahen entstanden wäre.





Einschlagen...


Binden...




Fertig.


Ein paar Ansichten....

Danke Alex, selbst für einen Laien wie mich interessant.

Das Anbringen des Laufenden Guts habe ich leider nicht dokumentiert, kommen wir daher daher gleich zur Grundplatte...





Die Modellhalterung ist den Pallen in einem Dock nachempfunden.
Das sind Holzstapel auf dem Dockboden, wo das Schiff nach dem Abpumpen des Wassers auf dem nun trockenen Boden aufsitzt,
Um ein Umkippen eines Schiffes mit V-förmigen Rumpf zu verhindern, wurden zusätzlich noch seitliche Verstrebungen zwischen Schiff und Dockwand angebracht.




Die Halterung des Namensschildes, in Form von zwei unklaren Ankern.
Die Einzelteile bekam ich mal von einem frz. Schiffsmodellbauer in Thionville geschenkt !
Da der Stock und die Fluken aus Zinn gegossen sind, kann man sie gut in Form biegen...



Das Kleiden des Ankerrings...


....und anbringen von Ziernägeln.


Hier mal in Einzelteilen, alle drei Teile sind nur ineinander gesteckt.
Das Ankertau schlängelt sich um den Anker, daher der Begriff "Unklarer" Anker, im Original würde der Anker bei so einer Wuhling seine Funktion einbüßen.









Fertig...
Jetzt noch ein paar allgemeine Ansichten, zuerst damals in meinem Zimmer....
Rechts, vorm Bug, das Namensschild...




^

Endspurt, noch einige Ansichten....
Zuerst noch im alten Zimmer....











...und nun in meinem heutigen Wohnzimmer....




Diese Aufnahmen sind auch schon ein paar Jahre alt....








Das Zeichnung  im Hintergrund, von einem dt. Zerstörer aus dem 2.WK , hängt inzwischen im Technikmuseum Speyer...


DAS WARS, ......

Gruß
Alex

Moin Alex

Al.Schuch schrieb:Helmut...
Das war aber Fix, wars da so Langweilig ??

Ich hatte damals nur das ganz normale Kastenmodell gebaut, meine Möglichkeiten waren da leider sehr beschränkt.
Und das Ergebnis hat auch nicht viel mit deiner Cutty Sark zu tun

Hallo Alex,

Grosser Respekt vor Deiner Arbeit !!
Die Restauration ist Dir toll gelungen. Dafür muß man schon die richtige Intention haben

Gruß von Frank

Hallo Helmut...

Ach so....
Heute würde ich das so wohl auch nicht mehr hinbekommen, weniger wegen dem Wissen, sondern wegen dem Tremor in den Fingern und dem nachlassenden Augenlicht.

Also meine Kuren, bzw. Rehas, waren eigentlich nach den Anwendungen immer ziemlich langweilig, weil ich nicht so auf das Gedudel der Alleinunterhalter stehe, die da öfter aufspielten, oder Bingo etc..  
Warum auch immer, es gab immer jemanden, mit dem ich nicht zurecht kam, was mir die Sache auch vermieste.
Am schlimmsten wars, wenn das Ärzte, oder das Personal waren.. was man da für Typen kennenlernt.....  
Zum Glück gabs TV auf dem Zimmer und ich hatte auch immer was zu lesen dabei, die Bibliotheken in den Kliniken taugten nie was !

Dazu kam, das ich jedesmal sofort auf irgendeine Diät gesetzt wurde, später auch wegen meinem Diabetes.
Am schlimmsten war eine Fastenkur 1988, davon graust es mir heute noch.....    
Mit leerem Magen hast du zu nix Lust und bist Dauer-KO, auch wenn man dir was anderes Eintrichtern will.

Frank....
Danke dir für das Lob !!

Damals baute ich gerne so Sachen, die etwas fummelig waren....

Gruß
Alex

Wirklich schön geworden Deine Cutty Sark Alex , auch das mit den Segeln hattest Du gut gelöst

DANKE !!!

Sehr eindrucksvoll, Alex! Ein wunderbarer Hingucker! Schmückt deine Stube enorm!
Da ich von Schiffen nichts verstehe, musst du auf einen fachkundigen Kommentar von mir leider verzichten...

Beste Grüße
Michael

Stimmt, es ist das einzige Großmodell dieser Art geblieben, obwohl ich bereits kurz danach mit dem Holzdeckumbau des 1:96er konföderierten Kaperschiffs "Alabama" ,auch von Revell, begonnen hatte, aber es nie fertig stellte.
Das sollte gleich ein Neubau werden, mit Verwendung der Erfahrungen der Restauration.
Dann kamen die vielen Fliegerbauten für die Museumssammlung und später meine körperlichen Beschwerden....

Weitere Bausätze von Seglern, vor allem von Heller, lagern schon ewig im Keller u.A. der 5- Master "Preussen".
Diese Modelle gebe ich wohl an mein Protegé weiter, die Schiffsmodellbauerin....

Das letzte Segelschiff, das ich baute, war die "Gorch Fock" von Heller, Anfang der 1990ziger, das Modell steht heute in den USA.
Davon gibts aber keine Bilder.

Später restaurierte ich noch die Takelage eines Museumsmodells.
Eigentlich wollte ich auch die Schiffsmodellsammlung des Museums in Ordnung bringen, aber es kam anderst, siehe den "Bismarck". Bericht hier:(
Das mit dem Kommentar ist schon OK, nicht jeder hat die gleichen Interessen.

Gruß
Alex