Peil- und Bereisungsdampfer Schaarhörn

Heute möchte ich Euch meine Peil- und Bereisungsdampfer DS Schaarhörn vorstellen:

Im Jahre 2002, während eines Hamburg-Trips, verliebte ich mich in diesen schmucken Dampfer, den ich vom Baumwall aus am gegenüber liegenden Anleger  nur als Silhouette wahrnahm, ein weißer Schwan mit mächtigem gelben Schornstein.
In einem Antiquitätengeschäft fand ich dann ein Buch und Schwarzweißfotos über dieses damals schon 90 Jahre alte Schiff.
Auch ein originalen Nachdruck des Werftauftragsbuches mit Originalplänen des Dampfers konnte ich ergattern und einen Plan in 1:35 von Herrn Lothar Wischmeyer.
Ich will Euch jetzt nicht langweilen mit der wirklich spannenden Historie dieses Schiffes.


Nur soviel:

Der Peildampfer SCHAARHÖRN wurde 1907 mit der Baunummer 496 bei der Schiffswerft & Maschinenfabrik AG auf Kiel gelegt und lief am 5. August 1908 vom Stapel. Auftrag für den Bau dieses Salondampfers gab der Hamburger Senat, weil die Senatoren nicht länger mit dem Zug zur Kieler Woche fahren wollten. Außerdem hatten sie die Hoffnung, dass der Kaiser dann öfter nach Hamburg käme um die Elbe auf und ab zu schippern. (Dieser kam aber nur einmal zur Besichtigung).

Es wurden nur die besten Materialien verwendet und der Staatsdampfer wurde schließlich an das Scifffahrtsamt für Fluß und See abgegeben, um als Peildampfer auf der Elbe sein Brot zu verdienen. Zu diesem Zweck bekam er einen Kreisel eingebaut, um ruhig zu liegen bei den Messungen und ein schönes und großes Beiboot mit erstmals einem Dieselmotor für ein Zweipunktmessverfahren.
Zum Kriegsende hin fuhr er dann, wie viele Passagierschiffe nach Ostpreußen, um dort Soldaten vor der Roten Armee zu retten, zurück zu holen in die Heimat. Dank Seegängigkeit und genietetem Eisenrumpf kam die Schaarhörn auch wieder mit Mannschaft und Geretteten unbeschadet zurück.

Aber genug, jetzt zum Modell:

Zu meinen 50ten Geburtstag schenkte ich mir dann selber den Baukasten von Caldercraft (Krick-Vertrieb) und begann aus Faszination für das Schiff mit dem Bau des Modells in 1:35. 2004 bis 2009 entstand nun das hier gezeigte Modell nach Originalplänen mit dem Rumpf und einigen wenigen Aufbauteilen aus dem Bausatz. Die für Caldercraft typischen und schweren Weißguss-Beschlagteile wurden größtenteils nicht verwendet, da sie erstens meist unzutreffende dargestellt waren und dann extrem zu schwer waren.




















Der Peil- und Bereisungsdampfer ist trotz langem Modellbauerleben  immer noch mein Lieblingsschiff in 1:1 und in 1:35
Derzeit liegt noch ein Modell in 1:100 in meiner Werft und wartet auf Weiterbau.





Es ist wirklich sehr schön, dass Hamburger Kaufleute dieses Kleinod aus Amerika in einem Dockschiff zurückgeholt haben und 1990 bis 1995 als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Jugendliche unter Aufsicht des Germanischen Lloyds wieder aufwendig restaurieren ließen. Heute läuft sie unter der Flotte des Vereines "Hamburg Maritim".
Heute kann man als Gast damit wieder elbaufwärts und elbabwärts mitschippern, was übrigens sehr viel Spass macht. Auch die von der Rentnercrew gereichte Erbsensuppe ist übrigens sehr zu empfehlen.
Ein Schiffsschicksal das sehr fasziniert.

Das ist wirklich ein wunderschönes Modell, Michael.

Auch die kleine Barkasse sieht faszinierend aus.

Danke John für Deine anerkennenden Wort. freut mich sehr. Auch über die Likes!
Ich habe nachträglich noch drei Bilder von dem 1:100 Modellvorhaben angefügt.
Gruß zur Nacht

Du stellst uns da einen ausgesprochen schönen Dampfer Deiner "Reederei" vor. Auch in meinen Augen ist die "Schaarhörn" einer der schönsten Dampfschiffe überhaupt. Tolle Größe und tolle Bauausführung Deines Modells. Da ziehe ich den Hut

Ist das Modell ein Standmodell oder auch als Fahrmodell ausgelegt Michael ???

Moin Michael 

Ein wunderschönes Schiff.  Großartige Arbeit. 

Hallo Stephan und Wolle, danke für Eure Zustimmung, dass die DS Schaarhörn ein einzigartiges Schiff ist, und ein gutes Vorbild für einen sorgfältigen, lohnenden Nachbau in 1:35.
Stephan: Ich hatte mein Modell bereits mit allen Fahrkomponenten, Beleuchtung und Dampfer ausgestattet.
Allerdings war es als Fahrmodell sehr defizil zu behandeln wegen der filigranen Aufbauteile. Als mir dann von mehreren Seiten noch bestätigt wurde, das rumpfbedingt das Modell nicht geradeaus laufen und in Kurven sehr nach außen kränken würde, entschloss ich mich, es als Standmodell rückzubauen.
Jetzt kann ich im Stand alle Lichter anmachen und etwas weißen Dampf erzeugen.....  
Allerdings ist das Modell jetzt schon einige Zeit nicht mehr aus seiner Transportkiste gekommen.....und am hinteren Masten fehlen noch die Wanten beidseitig.
Wer kennt das nicht, dass ein Modell niemals fertig wird.
Zu dem bewegten und wirklich unwahrscheinlich aufregenden Schiffsleben kann ich nur die folgende Lektüre von Joachim Kaiser empfehlen, liest sich wie ein spannender Roman.



Aber ich beantworte auch gerne weitere Fragen dazu, z.B. wie der schöne Dampfer nach Amerika kam und dort fast zu einem Wrack verkam. (siehe erstes Bild links oben im ersten Beitrag)

Schlossherr schrieb: z.B. wie der schöne Dampfer nach Amerika kam und dort fast zu einem Wrack verkam. (siehe erstes Bild links oben im ersten Beitrag)

..... na wenn du die Frage schon in den Raum stellst...... dann beantworte sie doch gleich!

Sag mal Michael, ist die 1/100er Variante aus einem Kartonbogen entstanden ?? (Das Deck erinnert etwas daran. ) Offensichtlich ist der 1/100er Dampfer aber für RC ausgerüstet, oder irre ich? Ist das Fahrverhalten da denn besser?

John, die Story über dieses Schiff werde ich mal in einer Textverarbeitung zusammenfassen und dann hier in diesen Beitrag einstellen.
Zusammenfassen deshalb, weil eigentlich spannende und auch unglaubliche Zufälle und Ereignisse den Weg dieses Schifflebens pflasterten. Da brauche ich eine literarische Schaffensphase.....

..und Stephan, danke auch Dir für Dein Interesse an diesem Modell.
Die "Kleine" in 1:100 sollte mal fertiggestellt werden für das Kaiserliche Diorama, weil sie ja ab der Kaiserzeit noch viele Epochen in ihrem Dasein erlebte bis heute.
Begonnen hat alles 2009 bereits mit der Entdeckung, dass die Firma G.Schmidt einen Schaarhörn-Rumpf in 1:100 anbieten wollte....ich bekam den 1.Rumpf zugesandt. 420 mm lang, aus 2 Schalenhälften bereits zusammengeklebt.....mit Wellenkockern und Wellen in Acrylnitril-Butadien-Styrol-Copolymer (ABS=Joghurtbecher).....

aber ich denke, ich würde da lieber einen eigenen Bericht aufmachen über die kleine 1:100 Schaarhörn.
Soviel sei aber verraten Stephan: es ist alles ABS und Messing sowie Holz verbaut. Den Kartonbausatz habe ich lediglich benötigt, um die Aufbauten passend lasern zu lassen und die Beplankung mit einzelnen kleinen Planken zu realisieren.
Und ja, das Modell ist schon gefahren (RC), wurde allerdings alles für den Weiterbau wieder entfernt.



 









soweit erstmal.......danke fürs Lesen

Bin gespannt auf die Geschichte Michael.

Ist aber schon auffälig,
das einige maritime Oldtimer wohl in den USA gelandet sind.
Die Peking die ja nun auch zum Hamburger Museum gehört,
wurde ja auch aus den Staaten geholt und letzlich vorm verschrotten bewahrt.

Einfach klasse, ich bin begeistert

Na endlich ... stellst Du die Schönheit mal ausgiebig separat vor, Michael ...

Ein sehr schön umgesetztes Modell ... in 1:35 kommen ja auch
all die fein umgesetzten Details prima zur Geltung!

Aber in Amerika war das Schiff meines Wissens nie ...
Das Foto weiter oben zeigt die Schaarhörn in Schottland (Maryport?).


Gruß - Jörg -

oh Jörg, natürlich war es Maryport, wie komme ich denn auf Amerika  
wird die Altersalzheimer sein, war irgendwas mit Küste.

Ich korrigiere:

In England bis 1979 an der Ostküste (Newcastle) gastronomisch genutzt. 1979 an die Westküste überführt und dort aufgelegt. Die SCHAARHÖRN sollte die Keimzelle eines Museumshafens in Maryport werden.

Hast Du das Buch von Herrn Kaiser gelesen?
Im versprochenen Textbericht zur abenteuerlichen Vergangenheit der eleganten, weißen Dame werde ich sicherlich sie nicht nach Amerika schicken.

Diente die Ur-Schaarhörn seiner Zeit auch als Beute-Schiff der Besatzer

Nein, die DS Schaarhörn blieb in Deutschland (sie war zu klein) und kam im Mai 1945 als Vermessungsschiff in die Elbmündung nach Cuxhaven, war also nach dem Krieg bis 15.1.1972 im Staatsdienst. (Deutsches Reich, Wasserstraßenamt Cuxhaven; ab 1949 Bundesrepublik Deutschland, Wasser- und Schiffahrtsamt Cuxhaven )
Im August 1973 nach Newcastle als verkauft und es begann dann die Überführung nach England.
interpretiert Quelle: Joachim Kaiser

Ein Träumchen, Michael

Moin Michael
meine Dampfer Eindrücke die ich diese Woche mit der Freya bekommen habe
spiegeln sich an Deinem hübschen Modell wieder.
Wie verspielt doch der Zierat von der Epoche und das schwer herzustellende
Yachtheck sind.Mir sind bei dem Raddampfer auch die vielen Mahagonileisten aufgefallen.
Allesamt mit Ms Schlitz Linsenkopf Holzschrauben befestigt.

Da habt Ihr vollkommen recht, die Ausstattung und Bauweise war sehr stattlich, fast schon verspielt ...



Hier der Salon der SD Schaarhörn, Mahagoni-Vertäfelungen mit Perlmutteinlagen rundum, original wieder restauriert.
Damals bei den Restaurationsarbeiten wurden Handwerker, die diese alten Fertigungstechniken noch beherrschten,
aus der Rente herbeigerufen. So konnten auch die charakteristischen Stühle nachgebaut werden und die Bleiverglasungen im Oberlicht.
Im Hintergrund an der Stirnseite heckwärts ein Bild des Eilands Schaarhörn in der Elbmündung mit hölzerner Bake





Bugzier, nachgebaut in 1:35 mit Draht und Zwirn ...

Wow

absoluter Hammer