Eigenbau eines Chuck Wagons für Figurengröße 7 cm (Maßstab 1:24)
5 verfasser
Seite 2 von 2
Seite 2 von 2 • 1, 2
Re: Eigenbau eines Chuck Wagons für Figurengröße 7 cm (Maßstab 1:24)
Für die Teller musste ich mir also etwas anderes einfallen lassen. Wie beim Original mit Wärme und Druck pressen und stanzen fiel aus. Aber mittlerweile waren die beiden Formen für Kuchen, Aufläufe etc. bemalt und ich fand, dass man danach die Nähte kaum noch sieht. So trat Weichmetall wieder in die engere Wahl. Zuerst brauchte ich passende Kreisschablonen und fand sie bei Dingen des täglichen Bedarfs (von außen nach innen): Centstück, Kappe eines Permanentstiftes und Tintenpatrone. Ohne die Möglichkeit einer Fixierung der Schablonen in der gemeinsamen Mitte war das Aufzeichnen der Schnittlinien nicht ganz einfach – insbesondere, da die Materialoberfläche ja auch sehr glatt ist. Das Ausschneiden erfolgte von innen nach außen und ich begann bei einem per Skalpell eingeschnittenen Fenster. Tellerboden und -rand hatte ich nun. Was noch fehlte, war die Wandung. Hier testete ich zuerst mit einem Papierstreifen, welche Breite die richtige Tellerhöhe ergibt. Zu berücksichtigen war ja, dass im Endeffekt das Zusammenspiel dieser Breite mit dem gebogenen Bereich und der Länge so passt, dass die obere Kante genau den inneren Ring des Tellerrandes trifft. Meine bewährte Bastelmethode zum Lösen derartiger Probleme lautet try & error, auch probieren geht über studieren oder Versuch macht klug genannt. Bei einem rechteckigen Wandstreifen ergibt sich das senkrechte Auftreffen auf den Tellerrand und so entstand ein tiefer Teller. Den Boden klebte ich von innen ein.
Um für die schräge Wandung eines flachen Tellers die richtige Form zu bekommen, legte ich ein großes Kalenderblatt zu flacher Tüte zusammen, stülpte einen Tellerrand über und umkreiste den Kontaktbereich. Die Schablone zeigt, wie geschwungen so ein aufgerollter Kegelschnitt aussieht. Das Ergebnis war aber trotzdem nicht wie gewünscht: Der Wandwinkel war nicht flach genug. Nun ja, so langsam sammelte sich Geschirr an, das nicht beim Chuck Wagon zu gebrauchen ist. Daher versuchte ich es nun mit Einschnitten, indem ich vom Boden aus die Strahlen leicht hochbog. Als Durchmesser wählte ich die Mitte zwischen innerem und äußerem Tellerrand.
Bei der Bemalung wählte ich ein glänzendes Blau, dass ich verdickt hatte, um die Nähte zu verbergen. Da ich den bislang benutzten RAYHER-Farbenbinder nicht bekommen konnte, versuchte ich es mit einem Acryl-Verdicker von SCHMINCKE. Die überlappenden Schnittkanten ließen sich damit aber nicht verbergen und außerdem wurden durch den Verdicker Farbton und -glanz verändert. Damit hatte ich immer noch keine vernünftigen Teller.
Also nahm ich jetzt einen der zu großen Teller von der Nürnberger Firma WEISSBECK, legte eine Weichmetall-Platte drauf und drückte die Form durch. Das Ergebnis war erstaunlich gut. Man durfte nur nicht zuviel Druck anwenden, damit das Weichmetall nicht reißt. Ein Probefoto im vorgesehenen Bord zeigte mir, dass die Größe mit kleinem Rand passt, um vier Tellerstapel unterzubringen.
Also steht einer Massenproduktion nichts im Wege. Damit habe ich wieder eine Basteltätigkeit in den TV-Werbepausen, zu der ich keine hohe Konzentrationsfähigkeit brauche.
Viele Grüße, HW
Falkenauge- Lupenbesitzer
Re: Eigenbau eines Chuck Wagons für Figurengröße 7 cm (Maßstab 1:24)
Parallel zu den Basteleien an den Küchenutensilien ging es aber auch beim Kasten weiter. Der genaue Verschlussmechanismus des Kastenaufbaus ist mir nicht bekannt, aber es erschien mir sinnvoll, die Technik der Sitzklappe auch hier anzuwenden. Somit war es also nötig, als nächstes die Klappe anzufertigen. Dazu waren wieder 8 Eisstiele nötig, für die sich eine Länge von je 5 cm ergab. Nach dem Zuschnitt war wieder beizen angesagt. Auf den mir vorliegenden Bildern sind keine Verstärkungen durch Querbalken bei der Tischklappe zu erkennen. Um die Bretter gut zu verbinden, bohrte ich kleine Löcher für Drahtstifte ein und verklebte erst dann die Bretter miteinander. Dabei ging ich exzentrisch vor, um nicht auf die bereits eingesetzten Stifte der Gegenseite zu bohren. Der oberste Stift wurde beim ersten Brett leicht nach unten versetzt angebracht, der unterste in Kantennähe und der dritte in der Mitte zwischen den beiden. Auf der Anlegeseite bekam das zweite Brett natürlich die Löcher in gleicher Position, aber auf der Gegenseite begann ich nun ganz oben und das unterste Loch kam höher. Nach jeder Klebeaktion legte ich eine Pause von ca. 2 Stunden ein, damit die fertige Platte auch wirklich stabil wird.
Ebenso stabil sollte die Verbindung der Klappe zum Kasten werden, so dass ich hier zwei lange Scharniere anbrachte. Zuvor hatte ich noch alle Kanten passend begradigt. Das Anfertigen der Scharniere mit kleinen Modelliermasse-Kügelchen als Befestigung war nun schon Routine, aber das Einschnitzen der Vertiefungen in die montierten Bretter des Aufbaus war ziemlich schwierig, da hier die Holzmaserung quer zur Vertiefung verlief und wenig Platz zum Ansetzen des scharfen Bastelmessers war. Vor dem Verkleben der Scharniere mit dem Aufbau wurden diese bemalt und die Vertiefungen gebeizt. Außerdem bemalte ich die Flächen am Aufbau, bei denen Kleberreste die Beize nicht eindringen ließ, mit passendem Braun. Erst als die Scharniere richtig fest saßen, nahm ich Maß an der Klappe und schnitzte dort die Vertiefungen ein. Wieder beizte ich diese vor dem Verkleben der Scharniere. Nach erneuter Pause waren noch minimale Korrekturen mit Farbe an den Scharnieren nötig, da der Kraftkleber die Bemalung leicht anlöst und beim Anpressen etwas Kleber an meine Finger kam. Das war aber nicht weiter schlimm, da ich eh mit Rostfarbe Gebrauchsspuren anbringen wollte und nun nur vorgegeben war, wo dies zu machen sein sollte.
Das Zuklappen zeigte mir, das weitere Korrekturen an der Klappe nicht mehr nötig waren, und so konnte ich mit deren Verschluss beginnen. Der Befestigungsbügel oben an der Klappe ist bei mir rund und kann bei herunter geklapptem Tisch als Haken genutzt werden. Das kantige Teil beim Chuck Wagon von FRANKLIN MINT erscheint mir doch als ziemliches Verletzungsrisiko. Mit den vier Streichholz-Stücken markierte ich die Führung der geplanten beiden Schubkästen. Zur Probe stellte ich den Kasten für ein Foto schon mal auf das Hinterende des Chuck Wagons und war vom Anblick sehr angetan.
Die Klappstütze für den Tisch wurde noch weggelassen, da sich deren genaue Höhe erst nach dem Bau der Achsen und Räder ergibt.
Viele Grüße, HW
Falkenauge- Lupenbesitzer
Re: Eigenbau eines Chuck Wagons für Figurengröße 7 cm (Maßstab 1:24)
Schon während der nötigen Bastelpausen an der Tischklappe begann ich mit dem Dach. Es bekam eine Struktur aus zwei Lagen, weil hier ja die Klappe befestigt wird, die auch die Tischklappe mit halten soll. Daher fand ich eine verstärkte Ausbildung sinnvoll. Unten klebte ich 8 Eisstielstücke in Längsrichtung nebeneinander, während oben zwei quer gelegte Halsspatel die Fläche optimal abdecken. Zum besseren Anbringen der Klappe ließ ich das Dach erst mal lose und ließ auch das vordere Brett der oberen Lage unbefestigt. Nur zum sicheren Ankleben des hinteren Halsspatels klemmte ich es kurz an die Eisstiele. Natürlich hatte ich die Bretter zuvor wieder gebeizt. Dann brachte ich zunächst den Bügel am Boden an, dessen Funktion dem Bügel der Klappe zum Sitz entspricht, nur dass er länger ist, um auch die Befestigung der Klappe zu ermöglichen. Für die oberste, schmale Klappe nahm ich einen Eisstiel, den ich mit den Dachhölzern beizte, ohne ihn in Form zu bringen. Mit dem erneuten Scharnierbau hatte ich ebenfalls bereits während der Bastelarbeiten an der Klappe begonnen. Die Andeutung der Befestigung mit Modelliermasse war bei diesem Scharnier nur auf der Hälfte nötig, die auf dem Klappeninneren befestigt wurde. Während der Kleber beim bemalten Scharnier trocknete, war der Verschlussbügel fertig geworden und ich konnte den Schlitz in Klappenmitte anpassen.
Für die obere Klappe brauchte ich bewegliche Stützen an beiden Seiten, um sie während des Gebrauchs offen zu halten. Dazu hatte ich bereits die beiden Streichholz-Stücke an den Außenbrettern befestigt. Die Stützen hatte ich mit kleiner Öse und mit leicht gebogenen Ende aus Blumendraht angefertigt und mit kleinem Bügel auf der Innenseite der Klappe befestigt. Beim Festlegen der Lage dieser Bügel wurden auch gleich die Klappenenden passend verkürzt und helle Bereiche gebeizt. Am Scharnier wurde wieder mit Rost nachgebessert. Nun brauchte die Vorderseite noch zwei Griffe.
Danach konnte endlich das Dach aufgeklebt werden. Wie schon zuvor war es nötig den Kleber lange genug trocknen zu lassen, damit die beweglichen Teile später auch den Beanspruchungen trotzen können. Vor dem Aufkleben des letzten Dachbalkens musste in diesem noch die Aussparung für das Scharnier eingeschnitzt werden. Hiernach dienten mir wieder meine Bastelklemmen zum Zusammenpressen der Bauteile.
Viele Grüße, HW
Falkenauge- Lupenbesitzer
Re: Eigenbau eines Chuck Wagons für Figurengröße 7 cm (Maßstab 1:24)
Damit man gut das eher leichte Material aus der Höhe herunternehmen kann, entstanden auch für den obersten Stauraum zwei Schubkästen. Ich bastelte sie in mittlerweile gewohnter Manier aus den Innenschachteln von Schokoküssen während der vielen Bastelpausen am Dach und seiner Klappe. Und auch der Verschlussriegel mit Kette war in der Zwischenzeit entstanden, mit Rostfarbe gealtert und montiert worden.
Unabhängig davon, dass noch Teile des Inhalts der Schubkästen und der Borde in Arbeit waren, konnte der fertige Küchenkasten an seinen Platz auf dem Chuck Wagon geklebt werden. So langsam nahm der Wagen Gestalt an.
Die Vergleichsbilder mit dem GERMANIA-Planwagen zeigten mir, dass mein Wagenkasten vom Aussehen her gut passt.
Nun ist hier eine Bearbeitungspause eingetreten, da andere Bastelprojekte und meine Bemalungsaltlasten in den Vordergrund rückten.
Viele Grüße, HW
Falkenauge- Lupenbesitzer
Western Feeling
Bin ja erst jetzt durch einen Hinweis von dir auf diesen Link gekommen und staune, wie viele gute Ideen du für den Bau dieses Chuck-Wagon gehabt und umgesetzt hast. Diese vielen Details sind einfach toll und so realistisch. Er gefällt mir sehr gut und würde für 9 cm Figuren sehr gut auf meine Ponderosa passen. Zum Glück habe ich aber dort auch einen Chuck-Wagon, nur ist der nicht so schön wie deiner. Aber ich habe ihn im Rahmen meiner bescheidenen Möglichkeiten eigentlich auch ganz gut hin bekommen und bin damit zufrieden.
Annie Cartwright- Skalpell-Künstler
Re: Eigenbau eines Chuck Wagons für Figurengröße 7 cm (Maßstab 1:24)
Ja, Annie, der Küchenkasten am Schleich-Planwagen ist recht gut gestaltet und ich hatte auch erst durch Deine Bilder gesehen, dass es ihn gibt. Er ist nämlich auf den Katalogbildern nicht zu erkennen.
Bei meinem Eigenbau teste ich zwischendurch immer mal wieder die Tellerproduktion, bin aber bislang mit den Ergebnissen noch nicht zufrieden. Am schwierigsten wird der Eigenbau der Räder. Wenn ich dazu die richtige Bastellust habe, geht es hier weiter.
Viele Grüße, HW
Falkenauge- Lupenbesitzer
Re: Eigenbau eines Chuck Wagons für Figurengröße 7 cm (Maßstab 1:24)
Auf Katalogbildern ist er deshalb nicht zu erkennen, weil der Original-Schleich-Planwagen nur eine einfache Kiste hat mit einem herunter klappbaren Deckel, an dem ein Stützbein ist. Diese Kiste habe ich dann umgebaut, indem ich ein Regalbrett einfügte und das Ganze mit verschiedenen Dingen bestückte, wie z.B. Gefäße für Zucker, Salz und Mehl. Oder ich stellte einen Kasten mit Kochtöpfen oben auf die Kiste. Was mir an handwerklichen Geschick fehlt, ersetze ich durch Phantasie und dazu passenden Teilen.
Viele Grüße
Annie
Viele Grüße
Annie
Annie Cartwright- Skalpell-Künstler
Re: Eigenbau eines Chuck Wagons für Figurengröße 7 cm (Maßstab 1:24)
Ja, Annie, so sieht eine schöne Szene am Chuck Wagon aus. Durch Deine Bilder habe ich wieder angefangen nach dem Teil zu suchen und bekam es dann sogar recht preiswert.
https://www.der-lustige-modellbauer.com/t10327-fuhrwerke-im-wilden-westen
Viele Grüße, HW
Falkenauge- Lupenbesitzer
Re: Eigenbau eines Chuck Wagons für Figurengröße 7 cm (Maßstab 1:24)
das ist doch schön wenn wir uns gegenseitig motivieren können ......
Annie Cartwright- Skalpell-Künstler
Seite 2 von 2 • 1, 2
Ähnliche Themen
» Binnie Engineering (GB) , 32mm Wagons, Loren ca. 1:19
» rmo's bis zu 60 Jahre alte Wagons werden restauriert.
» Germanenhaus zur Figurengröße 7 cm
» Krippen-Diorama zur Figurengröße 16 cm
» Römer von Germania in Figurengröße 4 cm
» rmo's bis zu 60 Jahre alte Wagons werden restauriert.
» Germanenhaus zur Figurengröße 7 cm
» Krippen-Diorama zur Figurengröße 16 cm
» Römer von Germania in Figurengröße 4 cm
Seite 2 von 2
Befugnisse in diesem Forum
Sie können in diesem Forum nicht antworten