Glaskasten PtL 2/2 - Teil I

Ein wenig Bedenkzeit habe ich ja gebraucht, aber nun kann ich euch den Einstieg in die Nachbildung der Druckluftbremsanlage zeigen. Entstanden sind der Hauptluftbehälter und die Luftpumpe. Die Luftpumpe habe ich einmal vor dem Lackieren fotografiert, damit ihr die Detaillösungen und verwendeten Materialien besser erkennen könnt. Das Teil besteht aus ca. 130 Einzelteilen:



Die Hauptkomponenten der Luftpumpe sind der Dampfteil (oberhalb als Antrieb) und der Luftteil (also der eigentliche Kompressor, erkennbar an den Kühlrippen). Und hier ist die Luftpumpe lackiert:



Hier die Einbausituation. Das Rohrstück verbindet die Luftpumpe mit dem Hauptluftbehälter:



Die Nachdenkzeit war auch der Tatsache geschuldet, dass ich zur Nachbildung der Druckluftbremsanlage nicht auf ausreichendes Fotomaterial zurückgreifen kann. Beim aufgeschnittenen Glaskasten fehlen Luftpumpe und Hauptluftbehälter ganz, beim "Spalter Bockerl" in Neuenmarkt ist eine wesentlich modernere zweistufige Luftpumpe angebaut (ein Riesenteil). Das war nicht der Auslieferungszustand! Also muss ich eigene Überlegungen anstellen. Die Luftpumpe des Glaskastens in Neuenmarkt will ich euch aber nicht vorenthalten:



Die dünnen Kupferrohre sind Schmier- oder Entwässerungsleitungen - das gebogene dickere Kupferrohr ist der Dampfeintritt, der vom Führerhaus über ein Ventil bedient werden kann. Schmierleitungen waren bei den frühen Glaskästen lang nicht so zahlreich. Da durfte der Lokführer liebevoll Schmiertöpfe füllen - der obere Trichter auf der Modellluftpumpe dürfte genau diesem Zweck gedient haben...
Nun geht das Tüfteln weiter: Welches Rohr führte genau wohin und welchen Verlauf nahm es? Detektivarbeit! Aber ich will möglichst nur darstellen, was ich genau enträtseln konnte. Die Prinzipzeichnungen der Westinghouse-Luftpumpe sind dabei sehr hilfreich (vielen Dank nochmal) aber für die Realisierung nur die "halbe Miete"! Gruß Michael (maxl)

  guckst Du!     Gefällt mir wie Sau Michael. Hättest Du aber die Pumpe um 90° auf 12 Uhr gedreht, würde man die Rippen besser sehen
Übrigens hast Du seit Tagen eine PN im Briefkasten...

Uwe, vielen Dank für deinen Kommentar! Deine PN erschien nicht in meinem Posteingang! Werde sie gleich öffnen! Gruß Michael (maxl)

... Toll, Michael, wieder ein Teil was ich so noch nie gesehen habe, und auch gut recherchiert... glaube ich. Ist bestimmt schwierig die Lock genau in dem Zustand zu zeigen, wie man sie haben möchte. Bin gespannt wie es weiter geht.

LG Steffan

Hallo Michael,

Du bist ein Besessener, der tolle Produkte schafft!
Aber gerade diese vielen technischen Details verschaffen diesem Modell seinen ungeheuren Reiz bzw. zeigen den des Vorbilds aufs Schönste.

Gruß
Andreas

Vielen Dank für eure Kommentare und euer Lob! Steffan - ich gebe mir Mühe mit der Recherche, schon aus eigenem Interesse. Ich bin kein Experte und lerne gerne dazu! Andreas: Nun habe ich langsam gelernt, was im vorliegenden Maßstab darstellbar ist und was nicht, und nun wäre es wenig befriedigend, die Ansprüche wieder herunterzuschrauben... in dem Sinne bin ich vielleicht wirklich ein Besessener, wer weiß? Solange aber anderes in meinem Leben auch noch genügend Platz hat, mach ich mir noch keine Sorgen! Der Modellbau macht halt einfach Spaß, vor allem, wenn man an seine Grenzen geht und feststellt, dass Dinge machbar sind, die man nie für möglich gehalten hätte! Aber wem sage ich das... Gruß Michael (maxl)

Eine erste Stellprobe für das Führerbremsventil. Ergebnis eines Tüftelabends (maxl allein zu Haus):



Noch ist nur eine Druckleitung (Verbindung zum Hauptluftbehälter) fertig. Und wieder ein kurzer Blick auf das recht versteckte Vorbild:



Jetzt aber ab ins Bett! Gute Nacht! Michael (maxl)

Und schon geht's weiter, Schritt für Schritt:



Was zu sehen ist: Das Führerbremsventil (durfte man das Wort im "Dritten Reich" überhaupt verwenden?) hat nun seine Verbindung zur Hauptbremsleitung, von der aber nur der Doppelflansch unterhalb des Bodenblechs zu bewundern ist. Wer genau hinschaut: Die Verbindung Hauptluftbehälter - Führerbremsventil - Hauptbremsleitung ist klar erkennbar (hoffentlich!). Wie's weitergeht, weiß ich selbst noch nicht genau. Das Enträtseln von Fotos mit vielen Rohrleitungen kostet momentan mehr Zeit als die Arbeit am Modell... Es bleibt spannend. Alle Leitungen des Glaskastens werde ich wohl nicht entschlüsseln! Mal sehen, was sich an diesem Wochenende noch tut! Gruß Michael (maxl)

Hallo Michael,
Wenn Du Dir nochmals das Bild von Seite 26 ansiehst (oben Bildmitte) dann kannst Du gut erkennen wo die Druckluftleitungen von der Bremsanlage überall benötigt wurden. Vielleicht hilft das auch ein bisschen weiter bei der Entwirrung von den Leitungen. Die angekuppelten Wägen mussten ja auch noch mit der Druckluft über die Schläuche versorgt werden.

Gruß Helmut

Danke, Helmut! Das Prinzip der Luftdruckbremse ist mir dank eurer tatkräftigen Unterstützung, zahlreichen Links und Prinzipzeichnungen inzwischen sonnenklar... Schwieriger ist es eben, das Leitungsgewirr der Originallokomotive korrekt zu entwirren, also die Fülle an Rohrleitungen in ihren jeweiligen Aufgaben richtig zu erfassen, zumal nachträgliche Änderungen beim Glaskasten ja zahlreich waren. Ich arbeite mich halt Stück für Stück voran. Die Hauptbremsleitung wird jetzt nach vorne und nach hinten nachgebildet, und sie hat natürlich auch Verbindung zu den Kupplungsschläuchen an beiden Enden der Lokomotive. Ich denke, der Kern der Anlage wird sich im Großen und Ganzen korrekt darstellen lassen... Es braucht halt Geduld. Pfeift mich bitte zurück, wenn ich einen groben Fehler machen sollte, aber bis jetzt stimmt meine Darstellung hoffentlich! Gruß Michael (maxl)

Phantastisch, Michael ... von den technischen Detailfragen verstehe ich zwar herzlich wenig,
aber die Umsetzungen an Deinem Modell können jedenfalls überzeugen ...
auch die dezenten Alterungs- und Gebrauchsspuren am Fahrgestell wirken übrigens sehr realistisch!

Gruß - Jörg -

Danke, Jörg, vor allem für dein Kompliment zu den "dezenten Alterungs- und Gebrauchsspuren". Du weißt, wie sehr ich besonders dich und Steffan (pirxorbit) für euren Umgang mit Farbe bewundere. Das kann ich einfach nicht. Hab ein bisschen mit "Rostpulver" experimentiert, das ich in mattem Klarlack angerührt habe. Ich finde das Ergebnis soweit "okay", aber noch nicht wirklich restlos überzeugend. Natürlich will ich durch ein "Zuviel" nichts verderben. Erst einmal habe ich dieses "Versuchsfeld" wieder verlassen... Gruß Michael (maxl)

Naja, Michael ... obwohl man selber wohl nie mit dem Angestrebten so richtig zufrieden ist,
siehen das unbelastete Beobachter meistens ganz anders ...

Über den 'optimalen' Grad von Alterungs- und Gebrauchsspuren an einem Modell gehen die Meinungen
sowieso oft sehr weit auseinander ... ich muß gestehen, daß ich persönlich auch kein großer Freund
von allzu intensiven "Verschmutzungen" bin ... Weniger ist manchmal Mehr ... sagt man so ...

Gruß - Jörg -  

Hallo Michael,

gerade Loks der Länderbahnzeit wurden SEHR gepflegt.
Die der DRG hatten auch ihre "eigenen" Personale.
Nach der Rationalisierung der Personale bei DR und DB und der Umstellung auf Braunkohle in der DDR sahen die Loks erst so verdreckt aus.
Bei der DR hing dann ein rotes, dreieckiges Schild mit der Aufschrift: "In persönlicher Pflege". Das sah man dann auch!

Hallo Michael,

finde Deinen Test der Alterung schon recht gelungen, viel mehr würde ich auch nicht machen.Vielleicht ist die Intuition "Rost" nicht ganz treffend, besser fände ich z.B. Reste von Schmiermitteln und Russ... Denke Rost kam an Lokomotiven, die in Betrieb waren, ehr sehr wenig vor... Habe mir ei par Bilder bei Flikr angeguckt... Da scheinen die Verfärbungen ehr von dem Rauch und Öl herzurühren. Wenn Du den Glaskasten im Auslieferungszustand zeigen willst würde ich nur ganz vorsichtig Benutzungsspuren anbringen. Die Lock ist ja dann fast neu...

LG Steffan

Jörg, Tommy und Steffan, ihr habt völlig recht! Ich will wirklich nur den "fabrikneuen" Eindruck etwas abmildern - er passt halt gar nicht zu manchem Detail, das ich (unabsichtlich) eher ein wenig krumm und schief zusammengebastelt habe, so, als ob es schon etwas länger in Benutzung war und vielleicht auch mal mit dem Vorschlaghammer "passend gemacht" wurde... Andererseits soll die Lokomotive durchaus gepflegt erscheinen. Deshalb bleibt alles erstmal wie es ist. Ruß hätte ich zwar auch noch im Angebot, Steffan, habe aber festgestellt, dass ich mit den Farben üben kann wie ich will, wenn ich dann an das Modell selbst gehe, ist die Wirkung doch wieder eine andere... Also: Vorerst keine weiteren "Alterungsexperimente"! Gruß Michael (maxl)

Hallo Michael,

"Rost" ist gar nicht so verkehrt. Durch den Adhäsionsbetrieb hast du immer Abrieb, der Staub setzt sich auch gern an den Triebwerksteilen auf dem Öl ab.

Tommy, du machst mir Mut! Dieses Wochenende war nervig für mich. Der Baufortschritt ist kaum erkennbar und hat doch Stunden gedauert:



Das Doppel-Manometer links ist angeschlossen und sollte jetzt den Luftdruck im Hauptluftbehälter und in der Hauptbremsleitung anzeigen, was es aber nicht tut (haha). Die Messleitungen zweigen vor und nach dem Führerbremsventil ab, wie man sehen kann, wenn man näher hinschaut:



Der verwendete Silberdraht erwies sich als zu starr. Das Risiko, das Modell zu beschädigen, steigt enorm. Gerade jetzt erst fällt mir ein, dass ich es doch mit Klingeldrahtseele hätte versuchen können...! Mit starrem Draht ist die Fummelei viel zu nervenaufreibend und erinnert mich ungut an mein S3/6-Abenteuer... Deshalb: Schluss für dieses Wochenende! Liebe Grüße Michael (maxl)

Hallo Michael,
die neuen Leitungen sehen sehr echt aus... bin beeindruckt wie genau Du das hinbekommen hast. Glaube gern das Du einen ganzen Tag für die Leitungen und eine seeehr ruhige Hand haben musst ... also erstmal wohlverdienter Feierabend

Kleine Anregung... ich habe einige sehr dünne Drähte in Kabeln von Head-Sets gefunden... Die bleiben ja manchmal übrig, wenn ein Handy ausgedient hat. Und Du brauchst ja keine 10 m Draht für Deine Lock...

LG Steffan

Steffan - vielen Dank für deinen Zuspruch! Das Problem bei sehr dünnen Drähten aus flexiblen Minikabeln besteht dann leider wieder darin, dass sie die Form, in die sie gebogen wurden, nicht halten. Die fertige Leitung muss aber schon formstabil sein. Gesucht ist ein guter Kompromiss zwischen beidem. Ich habe auch schon Aludraht (für die Hauptleitungen) verwendet, der sich recht angenehm bearbeiten lässt. Den gibt's aber nicht in "ganz dünn". Ich werde also weitersuchen... Mir stehen ja noch viele Rohrleitungen bevor! Gruß Michael (maxl)

Hallo Michael,

welche Stärken suchst du denn?

Maximal 0,8mm, manche Leitungen auch noch dünner, Tommy. Ich weiß nicht, ob es da Spezielleres gibt - ich hole den Kram in Bastelläden bzw. Baumärkten, wo immer ich halt fündig werde. Gruß Michael (maxl)

Schau mal hier:

Code:

http://knupfer.info/shop/index.php/deutsch/profile-rundmaterial/messing.html

Code:

http://knupfer.info/shop/index.php/deutsch/profile-rundmaterial/neusilber.html

Vorher würde ich z.B. erstmal anfragen, ob die ohne Weiteres
in deinen gewünschten Radien auch zu biegen gehen in der entsprechenden Stärke.


Oder Kupferlackdraht von der Rolle vom großen C, die müsstest du aber erst zwischen zwei geraden Brettern "gerade rollen"

Hallo Michael,

jedesmal wenn ich was neues zu Deinen Bericht sehe, bin ich beeindruckt. Was Du hier zeigst ist der Hammer.
Der Kessel mit den vielen Teilen sieht Spitze aus, ebenso hast Du die Leitungen sauber hinbekommen.
Noch viel Bauerfolg.

Gruß Dietmar

Danke für die Links, Tommy! Vor allem die Katalogseite mit den verschiedenen Stärken Neusilberdraht sieht vielversprechend aus! Ich werde mich dahinterklemmen...
Vielen Dank, Dietmar, für das Lob aus deinem Mund! Das tut mir immer wieder gut! Gruß Michael (maxl)