Glaskasten PtL 2/2 - Teil I

Hallo Andy und Uwe - vielen Dank für Lob und Kommentar! Ich tüftele noch ein wenig an der Mechanik der Schüttfeuerung, werde mir das Leben aber auch nicht allzu schwer machen und genau dort enden, wo man ohnehin nichts mehr sehen kann. Wahrscheinlich wird gleichzeitig der Kohlenkasten entstehen, der, wenn er auf die Schüttfeuerung aufgesetzt ist, den Blick ins Innenleben deutlich "behindert". Deshalb muss ich die Schüttmechanik aus modellbauerischer Sicht nicht komplett "enträtseln". Aus technischer Sicht bleibe ich aber neugierig und lasse euch wissen, zu welchen Ergebnissen ich gekommen bin.
Ja, Uwe - um den Standort deiner Lokomotive praktisch "vor der Haustür" beneide ich dich weiterhin! Für mich sind die "paar Kilometer" bis zum Vorbild bummelig um die sechs- bis siebenhundert, schätze ich... Trotzdem habe ich beide Lokomotiven, die in Koblenz-Lützel und die in Neuenmarkt, schon zweimal besucht. Aber - wie du schon richtig bemerkst: Bilder kann man nie genug haben! Gruß Michael (maxl)

Kleine Vorschau auf das, was kommen soll - der Kohlenkasten im Rohbau. Nachweis dafür, dass die großen Teile nach wie vor aus Karton entstehen... Stellprobe:



Die Innenwände sind recht aufwendig verstärkt mit 1mm starken Kartonstücken. Bei der ersten Ausführung meinte ich, darauf verzichten zu können. Hat sich gerächt! Bald bin ich weiter! Gruß Michael (maxl)

Man hat echt Probleme zu erkennen, dass das ein Modell ist. Große Hochachtung!

Danke, Jürgen! Soviel Lob tut ebenso gut, wie es mich verlegen macht...
Der Kohlenkasten (auch Kohlenbunker genannt) ist weitgehend fertig. Weil mir in anderen Bauberichten die Darstellung von Arbeitsschritten sehr hilft, versuche ich das Gleiche:



Das war meine erste Variante. Mittlerweile baue ich fast alle Teile komplett selbst und halte mich an die Konstruktionszeichnungen. Diese Ausführung war im Inneren nicht verstärkt und erwies sich als nicht stabil genug. Allgemein gilt: Wer statt vier Teilen für Bunker und Schüttfeuerung lieber (einschl. Nieten) vierhundert Teile verbaut, ist hier genau richtig bei den Wahnsinnigen. Selbst schuld!



1 mm starker Karton als Innenverstärkung, jede Menge LC-Nieten und Kanten und Nieten mit flüssigem Sekundenkleber getränkt und gehärtet, bis der Arzt kommt. Überschüssigen Kleber gleich wieder mit Lösch- oder Küchenpapier absaugen! Der Kohlenkasten ist stabil wie Hulle... (Ich weiß nicht, ob man das so noch sagt und ich weiß auch nicht, was es im Wortsinne sagen will!) Mit Plastik oder Holz hält er jeden Vergleich aus. Lässt sich in den gehärteten Bereichen bestens Bohren, Feilen, Schleifen. Stimmt's Uwe? Den Tipp hab ich doch von dir! Der abschließende Sprühlack deckt die einen Verarbeitungsmängel ebenso gnädig zu wie er andere gnadenlos aufdeckt... Ich weiß: Das ginge noch präziser! Andererseits hat auch Handarbeit ihren Charme...



Der Sprühlack wartet noch auf seine Nachbehandlung, aber da tu ich mich halt schwer... Das Geheimnis der "Tankanzeige" ist gelüftet! Sehr simpel: Ein Flachschieber mit fünf Löchern lässt sich mit einem Hebel in einer Kulisse ein Stück nach oben schieben, so dass er fünf identische Löcher im Kohlenkasten freigibt, die Durchsicht auf den Kohlenvorrat gestatten.



Immer mehr nähert sich der Glaskasten in seinen Konturen dem vertrauten Anblick! Genau - der Handlauf vorne ist nur provisorisch hingestellt und sitzt am falschen Platz... Gruß Michael (maxl)

maxl schrieb: Wer statt vier Teilen für Bunker und Schüttfeuerung lieber (einschl. Nieten) vierhundert Teile verbaut, ist hier genau richtig bei den Wahnsinnigen. Selbst schuld!  (maxl)

 Dein "IchhabmichliebJäckchen" hängt schon im Schrank der Anstalt Michael

maxl schrieb: Mit Plastik oder Holz hält er jeden Vergleich aus. Lässt sich in den gehärteten Bereichen bestens Bohren, Feilen, Schleifen. Stimmt's Uwe?

 Stimmt! Man kann richtig viel damit anstellen

Hallo Michael,
Der Kohle-Kasten ... toll geworden, die Form ist ja recht kompliziert. Alle Achtung so etwas gerade hinzubekommen. Wie hat man die Lok eigentlich eingeheizt, fehlt da nicht ein Fach für Anmachhölzchen, Streichhölzer und alte Zeitungen?

LG Steffan

Hallo Uwe - ich freue mich, dass du mit der Anstalt bereits so vertraut bist, dass du weißt, wo genau mein Jäckchen hängt!
Steffan, du "Mitdenker" - nun betritt mal gedanklich das Führerhaus und blicke gleich nach unten links. Was siehst du da? Genau - eine Feuertüre! Eine weitere Feuertür wartet unterhalb der Schüttfeuerung außen noch auf ihren Auftritt. Es gibt also zwei Möglichkeiten zum Anzünden der Kohle. Vielen Dank an euch beide für eure Rückmeldungen! Gruß Michael (maxl)

Einfach nur toll, Michael ... die aktuelle Gesamtansicht ist 'ne Wucht!

... und WIE - bitteschön - wird dieser turmhohe Kohlenbunker mit dem Brennstoffvorrat befüllt  

Im Basketball-Stil wohl kaum ...
Mußte selbst so eine kleine Lok dafür jedesmal unter bzw. an ein Hochdepot fahren?


Gruß - Jörg -

Jörg schrieb:
Mußte selbst so eine kleine Lok dafür jedesmal unter bzw. an ein Hochdepot fahren?

So war es, Jörg! Und wenn das aus irgendwelchen Gründen nicht ging, dann wurde die Kohle unter Flüchen eimerweise über eine Leiter hochgetragen... Das war dann Schwerstarbeit - selbst bei einem scheinbar "so kleinen" Kohlenkasten! Gruß Michael (maxl)

Waren die Bayern bei den Localbahnen nicht so modern, dass sie Hunte an Kräne hingen?  

Das ist bestimmt nicht erst mit der DRG auf mittleren BWs eingeführt worden

Zum Thema Nebenbahnbekohlung...

Die gute alte Dampflokromantik hatte aber auch ihre Schattenseiten. Wenn der mechanische Aufzug am Kohlenbunker defekt war, mussten die Lokführer selbst ran. "Was blieb einem Lokführer da anderes übrig, als die Kohlen selbst drei Meter achtzig hoch auf die Plattform der Bekohlungsanlage zu schaufeln."

Code:

http://www.nuernberginfos.de/lokalbahnen-nebenbahnen/spalter-bockl.html

Und so könnte die Bekohlung in Spalt ausgesehen haben...

Code:

http://www.abload.de/image.php?img=11otswd.jpg

Code:

http://www.buntbahn.de/modellbau/viewtopic.php?t=4577

Ich werde versuchen, genau zu recherchieren, wie die Glaskästen bekohlt wurden, Tommy. Aber nicht mehr heut abend... Gruß Michael (maxl)

P.S. Uwe ist mir wieder mal voraus, wie ich gerade sehe. Naja, das bin ich gewohnt... Mehr hätte ich schwerlich hervorkramen können! Uwe - herzlichen Dank!

Ich vergaß, für Andy, der beim Kohlenkasten und der Schüttfeuerung "auf's Heftigste spionieren" wollte, eine spezielle "Spionageansicht" einzustellen. Wird hiermit nachgereicht:



Du siehst, Andy, dass die innere Mechanik der Schüttfeuerung (soweit sichtbar) noch wartet, ebenso die Deckel des Kohlenbunkers. Gruß Michael (maxl)

Hallo Michael,

so langsam aber ganz sicher erschließt sich mir der Zusammenhang. Selber gesehen ist halt immer besser als nur von der Zeichnung zu verstehen versucht....

Das sieht auf alle Fälle sehr schön aus und ich bin echt gespannt, wie das ganze Teil dann mal aussehen wird!

@ Uwe: Ich habe bei Slawomir eine Nebenbahnbekohlungsbühne (Coles Wort - oder?) von Swiatzkartonu ergattert. Alles Krton, bis auf halt ein wenig Draht.

Falls Interesse bestehen sollte, mach ich mal eine Vorstellung - wenn, ja wenn mein Blechdödel wieder funzt. Im Moment sitze ich immer noch am Toplappen meiner Frau....

Beste Grüße

von Andy

Ja gerne Andy
freuen sich die Eisenbahner .
mfG
Jürgen(S)

Hallo Andy - ich kann mich Jürgen nur anschließen: Bei mir besteht großes Interesse! Eine solche Bekohlungsbühne könnte (zunächst mal nur theoretisch) ein schöner Bestandteil eines kleinen Dioramas sein.
Bezüglich der Schüttfeuerung habe ich die Entscheidung getroffen, die Mechanik doch durch ein Blech abzudecken, das später, vermutlich aus praktischen Gründen, ohnehin ergänzt wurde. An der Fertigung der Einzelteile bin ich gescheitert... mir fehlte einfach die Geduld, gemessen daran, wie wenig von diesen Teilen zu sehen sein würde! Dafür steht die Feuertür unter der Schüttfeuerung für dieses Wochenende auf dem Programm: Eine dankbarere Aufgabe, vermutlich! Gruß Michael (maxl)

Der Kohlenkasten ist fertig! Wie mir scheint, ist kaum ein Teil des Glaskastens während des Betriebseinsatzes so vielfach geändert worden wie der Kohlenbunker. Spätere Holzaufsätze erhöhten das Fassungsvermögen und schöpften das Lichtraumprofil dann bis zum Limit aus. Die Klappen scheinen sich in der Praxis nicht bewährt zu haben, vermutlich waren sie bei der Bekohlung einigermaßen hinderlich  - sie sind auf späteren Betriebsaufnahmen nicht mehr zu finden. So wurde die Kohle bei Regen halt nass - aber das war auf den gängigen Tendern ja auch der Fall und hat wohl nicht weiter gestört...



Ich hab es gewagt und bin belohnt worden: Die Abdeckklappen sollten beweglich sein, damit man den Kohlenvorrat betrachten kann. Die Kohlen (durchgefärbter Aquarienkies) sind lose geschüttet.



Wie ihr seht, experimentiere ich weiterhin mit Gebrauchsspuren und habe ständig Angst, des Guten zuviel zu tun! Gruß Michael (maxl)

Sehr schön, Michael ... der Kohlenbunker wirkt auf mich tatsächlich voll funktionsfähig!

Du schreibst zu den Abdeckklappen "vermutlich waren sie bei der Bekohlung einigermaßen hinderlich ..."
Das ist bei der mittigen Anschlagweise der Scharniere nicht verwunderlich!

Kam denn seinerzeit niemand auf die Idee, die Scharniere außen anzuschlagen,
damit die geöffneten Klappen beim Bekohlen nicht im Weg sind??? ...

Gruß - Jörg -

Der Glaskasten hat wahrscheinlich auch nie eine Grossbekohlungsanlage gesehen Bei der befüllung über Hunte oder Körbe, sitzen die Scharniere eigentlich genau richtig.
Na ja, und die Kohle wurde eigentlich sowieso etwas genässt damit diese nicht so schnell abbrennt, und nicht so staubt...

Danke, Jörg und Uwe, für eure Kommentare! Dass nasse Kohle nicht so staubt, leuchtet mir ein, Uwe. Daran hatte ich noch nicht gedacht... In der Tat muss die Kohle ja bei entsprechender Witterung bereits nass gewesen sein, wenn sie abgefüllt wurde. Schließlich lag sie offen herum! Beim Verbrennungsvorgang scheint das ganz offensichtlich nicht gestört zu haben. Die Verbrennungsgase enthielten dann halt mehr Wasserdampf. Also - die Klappen waren wirklich entbehrlich! Gruß Michael (maxl)

Der Gas-Anteil der Kohle, je nachdem, wie lange sie im BW ausgaste, wird zu Beginn der Verbrennung in Wasser umgewandelt

( 2 H₂ + O₂ -> 2 H₂O )

Kohlenstoff ansich ist schwer entflammbar, weil er eine sehr hohe Temperatur braucht.
Diese schnell zu erreichen helfen die flüchtigen Bestandteile bei der "Vorverbrennung"
Vergleich hierzu langflammige Steinkohle und Anthrazit.




Durch das Nässen soll die Verbrennung des Kohlenstoffes beschleunigt werden

( H₂O + Wärme -> 2 H₂ + O₂ -> 2 H₂O + Wärme)

damit der reine Kohlenstoff um das Wasser IN den Kohlestücken schneller seinen entflammbaren Punkt erreicht.

Dieser Spaltungsprozess in Knallgas und Sauerstoff passiert neben der schnellen Dampfbildung auch bei Kesselexplosionen,
wo sich das Wasser an glühenden Kesselteilen aufspaltet und gleich wieder verschmilzt.


Kehrseite war und ist leider die Entstehung von Schwefelsäure durch den hohen Wasseranteil
und Steigerung des Abwärmeverlustes...

Danke, Tommy, für den Exkurs! Ich bin kein Chemiker und habe in diesem Fach in meiner Schulzeit nur mäßige Einsichten gewonnen... Deshalb kann ich nichts Schlaues zu deinen Ausführungen sagen. Schade für mich und liebe Grüße Michael (maxl)

Hallo Michael,

zu irgendwas muss mein staatl. gepr. Kesselwärter auch mal Nütze sein...
War teuer genug

Schön, dass ich hier nicht nur ein tolles Modell sehe, sondern dazu noch immer was Neues zum Dampflokbetrieb dazulerne. So macht das Zuschauen und Mitlesen noch mehr Spass.

Viele Grüße
Dieter

Ein freundliches Hallo in die Experten- und Laienrunde (in die ich mich ganz hinten einordne) rund um den Glaskasten!

Ich bin höchst erstaunt, wie viele Teufel sich in all den Details dieser Maschine verbergen. Wie Dieter schon sagte, hier lernt man eine Menge dazu.
Zum Lob von Michaels Modellbaukünsten kann ich immer wieder nur das Gleiche äußern, eben erste Sahne!
So eine Bekohlungsbühne zur Lok, das wäre noch das Sahnehäubchen obendrauf.

Gruß
Andreas